"Kairo oder Köln ?"
Geschrieben am 02.07.2019 2019-07-02
"Neuer Chefkoch"
Geschrieben am 02.11.2017 2017-11-02 | Aktualisiert am 22.07.2020
"Solider Italiener"
Geschrieben am 04.09.2017 2017-09-04 | Aktualisiert am 04.09.2017
"Hier lohnt es sich, dass gute Lokal zu besuchen und die Landhausküche zu genießen."
Geschrieben am 22.05.2016 2016-05-22 | Aktualisiert am 23.05.2016
* Vorbei am Dom erreichten wir in wenigen Minuten die Rheinuferpromenade, also in Richtung des Genuss Festival Köln am Schokoladen-Museum. Eigentlich ist die Rheinuferpromenade ursprünglich nur für Fußgänger vorgesehen. Das hat sich inzwischen allerdings gewaltig geändert. Vor einigen Jahren kamen zunächst die Mountainbiker dazu. Eigentlich kein Problem, die Jungs beherrschen ihre Räder. Inzwischen ist die Räder-Gemeinde allerdings deutlich gewachsen. Das Klientel 65/70 Plus befährt nun auch die Rheinuferpromenade mit ihren Pedelecs. Allerdings deutlich weniger souverän als die Mountainbiker, vermutlich weil einige erstmalig seit 50 Jahren wieder radeln. So mancher Disput tritt auf zwischen Opa-Fußgänger und Opa-Zweirad-Akrobat. Da aber seit wenigen Tagen die E-Scooter in Deutschland zugelassen sind, nehmen diese jetzt deutlich spürbar auch noch am Promenaden-Ausweich-Slalom Teil. Man kann die E-Roller mieten. Die Resonanz ist groß, das ungeübte fahren damit ist noch größer. Allerdings sind die E-Scooter signal-grün lackiert. Logisch ist ja alles der Umwelt zur Liebe. Das ganze wird dann noch komplettiert durch die Velo-Fahrrad-Taxis, wo sich muskulöse Jungs abstrampeln und so manche adipöse Damen und Herren in der Gewichtsklasse 100 kg Plus über die Rheinuferpromenade fahren. Alles bei 35 Grad ! So sieht es inzwischen aus, in der Kölner Öko-Fußgängerzone 4.0 am Rhein. In wenigen Jahren werden dort dazu noch die ersten Flugtaxis landen und Greta Thunberg klatscht vor lauter Öko-Verkehr begeistert in die Hände.
* Wir erreichen trotzdem unbeschadet das Festival der Genüsse. Gefühlt 100 weiße Pagoden-Zelte und einige Street-Food-Mobile präsentieren zahlreiche Delikatessen aus Europa. Von Austern bis Trüffel, von Schinken aus Parma und Jamon von der Iberico Sau. Salame aus Milano, genau so wie Burger Patties vom Hirsch. Selbstgemachte Pasta, Flammkuchen, alles was Spaß im Gaumen macht. Man kann das alles entweder direkt degustieren oder einfach kaufen und mitnehmen, für den späteren Verzehr zu Hause. Wobei bei 35 Grad im Schatten u.U. so mancher Lachs wieder Leben eingehaucht bekommt. Auch das Angebot der Weine war erstaunlich umfangreich. Nur beim Bier reduzierte man sich auf Früh Kölsch. Aber das ist ja auch ausreichend.
* Wir hatten bei den Delikatessen nicht nur die Qual der Wahl, sondern noch ein anderes Problem, nämlich die Suche nach einem schattigen Platz. Sitzgelegenheiten waren ausreichend vorhanden, die meisten allerdings mit direkter 100% UV Bestrahlung pur. Die wenigen Schattenplätze waren belegt. Ich stellte mir gerade vor wie mein Früh Kölsch sich innerhalb von wenigen Minuten zu einer lauwarmen Plörre entwickeln würde und Hasimausis Wein, nach etwa 10 Minuten fast als Glühwein herhalten könnte. Nee, bei allem Wunsch nach Delikatessen, gerne auch bei 35 Grad, aber nicht ohne Schattenspender. Wobei einige kreative Kölner die Lösung für sich gefunden hatten. Sie platzierten sich unter der Severinsbrücke (Rheinbrücke). Wobei wir uns für diese Lösung atmosphärische nicht begeistern konnten. Delikatesse in der Hand und unter der Brücke verzehren ? Sagen wir es mal so, es gibt Orte mit mehr Ambiente. Also verließen wir diesen Ort der Genüsse - leider !
* Und nun ? Ich wollte endlich sitzen, hatte Durst bis zu Halskrause und ehrlich gesagt auch keine ausgesprochen Sehnsucht mehr nach Delikatessen oder einer ausgesuchten Kulinarik. Daher mein Vorschlag gegenüber Hasimausi: "Ab ins nächste rustikale Brauhaus". Nun ja, Hasimausi viel mir nicht um den Hals, Begeisterung sieht anders aus. Nachdem ich allerdings alle argumentativen Register gezogen hatte und zudem auch noch kühle Räumlichkeiten in Aussicht stellte, führte uns ein kurzer Fußweg in die Malzmühle, am Rande der Kölner Altstadt, neben dem Maritim Hotel. Ich kannte das Wirtshaus aus zahlreichen Messeabenden in Köln, im Kreis trinkfreudiger Herren. Wir traten ein. Hasimausi erblickte das Ambiente und war sichtbar "not amused". Höflich wie sie ist drückte sie es mit dem umfangreichen und inhaltsvollen Satz aus: "Na ja". Ich hätte am liebsten begeistert gerufen: "Gott sei Dank, wieder zu Hause".
* Das Ambiente in der Malzmühle ist eben wie es ist. Seit Jahren/Jahrzehnten unverändert. Ein rustikales Kölsch-Wirtshaus, mit rustikalen Gerichten und am Tisch immer einen rustikalen Köbes. Datt ist ganz einfach Kölle. - Die ersten (kalten !!) Mühlen-Kölsch wurden umgehend serviert und genau so umgehend zur Löschung des Durst dem warmen Körper schnell zugeführt. Hasimausi bereitete mir etwas Sorge. Offensichtlich war ihr die Speisekarte zu rustikal. Für Blutwurst, Haxe, Schweinebauch, Sauerbraten und andere robuste Kreationen aus der rheinische Küche, war sie nicht zu begeistern. Ich allerdings auch nicht. Letztendlich wurden wir doch fündig. Da ich von früher die Größe der Portionen kannte - (Pferdekutscher hatten früher bestimmt ihre Freude an den Portionen, aber die gibt es ja nicht mehr. Stattdessen ökologisch ausgerichtete Pedelecs-und E Scooter Rentner) - bestellten wir als Vorspeise Schlot von d'r Woosch, übersetzt also den rheinischen Wurstsalat, als eine Portion mit zwei Teller. Zudem baten wir den Köbes bitte dazu nicht die aufgeführten Brodääpel (Bratkartoffel) zu servieren, sondern einfach nur Brot mit etwas Butter. Beim Hauptgericht erzielen wir auch Einigkeit, nämlich Herringspöttche rut un wieß. Also übersetzt, Sahnehering im Topf, rot und weiß. Und wer es nicht wissen sollte "rut un wieß" (rot und weiß) sind die heiligen Farben der heiligen Stadt Köln am Rhein.
* Die Kölsch wurde weiter schnell, kalt und lecker serviert. Das Haus war nicht voll, aber auch nicht leer. Die Lautstärke völlig in Ordnung. Das Publikum gemischt. Touristen aus Asien und aus der Heimat des blonden Präsidenten mit der toten Katze auf dem Kopf, aber auch Kölner und Menschen aus dem rheinischen Umland so wie wir. Das Essen wurde serviert. Herrlich der Wurstsalat. Mit viel Essig + Oel zubereitet, Zwiebel, dazu Brot und ganz viel jute Butter. Der Köbes fragte nach: "un wie isset ?" Unsere Antwort kurz und knapp, also für den Köllschen verständlich und ausreichend: "Jut". Hasimausi stellte sich die Frage, ob der Sahnehering ähnlich großzügig portioniert ist. Um es direkt zu sagen, er war es. Für uns hätte die Hälfte der Portion gereicht. Aber die Quantität ging nicht zur Lasten der Qualität. Der Fisch schmeckte frisch, mit reichlich Sahne wurde nicht gespart. Alles mit Apfelstücke, Wachholderbeeren und Lorberblättern abgerundet. Dazu Salzkartoffeln. Ja sehr rustikal und ja, sehr lecker. Ich vermisste die entgangenen Delikatessen nicht. Selbst Hasimausi war zufrieden. Mit dem Essen, dem Mühlen-Kölsch, dem Köbes und ja inzwischen auch mit dem Ambiente. Dessert ? Nee, wohin noch damit. Einen Absacker ? Hasimausi meinte dass das bei 35 Grad ein schlechte Idee wäre. Ich klärte sie darüber auf, dass ich nicht vor hatte den "Mühlenkreuter" draußen bei 35 Grad zu trinken, sondern hier im kühlen Wirtshaus. Ich erntete ein Kopfschütteln mit dem Blick: "Musst Du immer das letzte Wort haben ?"
* Wir verließen am späten Nachmittag das traditionelle Brau/Wirtshaus Malzmühle. Nun noch der Fußweg über die Rheinuferpromenade bis zum Hauptbahnhof. Da ich immer vor Ideen sprudel wenn es um die Bequemlichkeit geht, machte ich den Vorschlag ein Velo-Fahrrad-Taxi zu mieten. Greta Thunberg hätte bestimmt begeistert zugestimmt, dass wäre nämlich praktiziertes ökologisches Verhalten im Verkehr gewesen und völlig ohne Emissionen. Hasimausi sah das leider völlig anders als Greta Thunberg. Ich schleppte mich also knapp 20 Minuten bis zum Kölner Hauptbahnhof, bei weiterhin 35 Grad.
* Fazit: Wenn das Genuss Festival in Köln wieder stattfindet, kommen wir bestimmt wieder. Allerdings in der Hoffnung das es etwas mehr Sonnenschirme gibt, sofern es wieder 35 Grad werden. Wir kamen wegen der Delikatessen, konsumierten aber stattdessen leckere, kölsche Brauhaus-Kost. Für den (Köbes) Service volle 5 Punkte. Gute 3,5 Punkte für das Ambiente und für das Essen überzeugte 4 rustikale Punkte. Und Preis/Leistung ? Umfänglich überzeugend ! Sollte die kölsche Frage daher lauten, "un wie woar et ?" Antwort: "Jut".