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Und so kommt es, dass man im Jahre 2019 auf einer Radtour von Haltern nach Münster über Nordkirchen an einer kleinen bescheidenen Immobilie vorbei fährt und staunend eine Pause einlegt.
Viel los ist an einem Sonntagmittag auf dem Schlossareal, Hochzeiten werden gefeiert, Bräute fotografiert, Brautjungfern stöckeln in ihren 15cm Absätzen über das barocke Schlosshofpflaster, es gibt viel zu sehen. Kommt man dem Innenhof durch die barocken Gärten näher
erfährt man, dass in der heutigen Zeit das Land NRW seine Finanzbeamten in diesem Schloss ausbildet, in der Fachhochschule für Finanzen des Landes Nordrhein Westfalen. So untergebracht lernen unsere jungen Finanzbeamten hoffentlich nachhaltig was mit dem Geld des Bürgers besser nicht macht, nämlich Dekadenz auf die Spitze zu treiben. Die Hochschule hat im wahrsten Sinne des Wortes einen kulinarischen Untermieter, das Restaurant im Schloss Nordkirchen. Oben im Innenhof eine kleine Bistrokarte und Cafe, geht es eine Treppe hinab in die Gasträume.
Momentan hängt der komplette Innenbereich voll mit Werken des Künstlers Franz L Lauter, der sogar die Toiletten in Atelierbereiche verwandelt hat.
Es war Mittag und nach einem wunderbaren Samstagabendmenü im Ratshotel in Haltern war nach 40 Kilometern doch wieder ein wenig Hunger aufgekommen, also fragten wir zuerst draußen (leider nur kleine Karte), dann drinnen erfolgreicher nach einem Essen (gerne, kommen sie herein). So ging es hinein in den Gastraum direkt an der Schlossgräfte.
Der Gastraum nahm das Thema Barockschloss im Inneren wieder auf, dass war schon ein sehr spezielles Ambiente halb unter der Wasserlinie.
Auch die Tische waren mit Kunstwerken des Künstlers der Saison 2019 geschmückt.
Der junge Mann, der uns im Gastraum bediente versorgte uns mit den Karten und fragte einen ersten Getränkewunsch ab. Wasser bitte, wir hatten Durst. Die Karte lässt sich auf der HP einsehen, geboten wird eine recht anspruchsvolle Küche, die ausschließlich mit frischen Biozutaten kocht. Ein bis 12 Gänge umfassendes (Degustations-) Menü wird geboten und ein paar Klassiker, das war es. Die Weinkarte macht weniger Freude, die ist doch arg limitiert besonderes bei den offenen Weinen. So musste ich mit einem offenen trockenen Grauburgunder aus der Pfalz begnügen, meine Frau mit einem Tramentiner aus dem Friaul. Vorweg eine Kollektion selbstgebackenen Brotes.
Mit einem Tomaten-Pesto und einer Frischkäsecreme. Das war eine gute Überbrückung der Wartezeit auf die bestellten Hauptgänge. Zu einem Mehrgänge-Mittagessen hatten wir beide noch keine Lust nach dem vorabendlichen Sternemenü. Meine Frau hatte sich für Huhn entschieden, ich für Ente.
Entenbrust
Huhn
Für uns beide also Geflügel, aber in sehr unterschiedlicher Ausrichtung. Brust und Keule vom Stubenküken mit Tomaten Cassata und getrüffelter Polentacreme hatte sie bestellt. Für mich gebratene Entenbrust mit fruchtigem Couscous Salat. Die servierten Teller waren auf jeden Fall schon mal eine Augenweide. Der Teller meiner Frau klassisch ausgeführt, tadellos zubereitetes Hühnchen als Filet und Roulade paarte sich mit einer wirklich schmackhaften Polenta, die cremig serviert wurde und deutlich wahrnehmbares Trüffelaroma verströmte. Exotischer mein Teller, die Brust klassisch angebraten, rosa saftig im Inneren, auf einem Saucenspiegel aus dunklem Jus und einer fruchtigen hellen Sauce. Ungewöhnlich die Beilage, dass war im Prinzip ein Obstsalat mit Couscous. Süße Früchte dominierten, eine leichte Säure kam von Brombeeren. Dazu Schärfe von Ingwer, eventuell auch ein ganz kleines bisschen Chili, und deutliches Minz-Aroma vollendete die Aromen-Kombination. Wir waren uns nicht einig, welcher Teller besser war, klassisch Hühnchen oder exotisch Ente, beides war schmackhaft. Zwei Espresso noch und wir waren uns sicher, hier gehen wir nochmal hin und essen ausführlicher.
Die Rechnung kommt im Schatzkästchen und kann nur bar oder per EC Karte bezahlt werden, so was neumodisches wie Kreditkarte funktioniert nicht im Barockschloss.
Der Service bewegte sich auf gehobenen Niveau und war samt und sonders mit osteuropäischem Zungenschlag unterwegs. Da gab es nichts zu meckern.
Fazit, empfehlenswerte gehobene Bioküche im sehr barocken Ambiente. Wir kommen sicher noch mal wieder.
PS nach 30 Jahren Bauzeit war der liebe "Bischof" dann pleite und verstarb! Irgendwann bekommt jeder was er verdient!