"Kulinarische Topadressen der Südpfalz – Teil 4: Unser Landauer Lieblingsitaliener"
Geschrieben am 03.06.2020 2020-06-03 | Aktualisiert am 22.02.2021
"Wo guter Wein auf schmackhaftes Essen trifft, da geht es oft gesellig zu…"
Geschrieben am 11.12.2019 2019-12-11
Für mich ein guter Zeitpunkt, um auf dem Gastroportal meines Vertrauens ein mehrteiliges Update in Sachen gehobener Heimatküche zu liefern. Denn erstens können in unsicheren Zeiten wie diesen ein paar anregende Zeilen über die Top-Gastronomien vor der eigenen Haustür nicht schaden. Und zweitens können wir ja jetzt unsere kulinarischen Sehnsuchtsziele wieder besuchen – wenn auch unter hoffentlich bald (!) wegfallenden, die Gastronomen gängelnden und teilweise recht willkürlich erscheinenden Hygiene- bzw. Öffnungsvorschriften.
Auch wenn ich über die besseren Häuser meiner Heimat schon genug Worte verloren habe, werde ich in der Folge eine Reihe mehr oder minder bekannter Pfälzer Genuss-Enklaven erneut ins Rezensionsvisier nehmen. Im 4. Teil meiner kulinarischen Reise durch die Südpfalz geht es um unseren Landauer Lieblingsitaliener, der trotz seiner etwas versteckten Lage in der Trappengasse großen Zuspruch genießt.
Über das „Sapori“, wie es die zahlreichen Stammgäste von Familie Orsini gerne nennen, habe ich zuletzt vor vier Jahren berichtet. Seitdem war ich bestimmt schon an die zwanzigmal dort und habe den von außen eher unscheinbaren, innen aber umso trubeligeren Pastatempel immer hochzufrieden und komplett gesättigt verlassen. Zeit also für ein kleines Update, dem ein Besuch zugrunde liegt, der unter den neuen, noch etwas gewöhnungsbedürftigen Umständen stattfand.
Ganz und gar nicht ungewöhnlich war es, dass wir anlässlich des Besuchs der Schwägerin aus Bremen eine Einkehr zu dritt bei den Orsinis planten. Denn hier saßen wir schon mehrmals in gleicher Besetzung zusammen. Die stetige Reservierungspflicht im Hinterkopf, rief ich am Tag vor der anvisierten Tat dort an. Mit einer gehörigen Portion Demut trug ich mein Anliegen vor, das auch mir viel zu kurzfristig erschien.
Kurzum: die Hoffnung auf einen der begehrten Tische war nicht besonders groß. Doch welch wundersame Fügung – später wusste ich es waren die Nach-Virus-Wehen – erlaubte uns einen Tisch zur gewünschten Uhrzeit. Und das an einem Freitagabend. Ich konnte mein Glück kaum fassen.
Der Hunger war groß, verlangte mir doch das Klettern an den Sandsteinfelsen des Pfälzerwaldes zuvor einiges ab. Aber um die Größe der dort servierten Pizza- und Pastaportionen wissend, sah ich unserem italienischen Abend ganz gelassen entgegen.
Wir waren gespannt, wie das Sapori-Team die neuen Hygiene- und Abstandsbestimmungen umsetzen würde. Normalerweise stehen die Tische im kleinen Gastraum ziemlich dicht beieinander. Und weil es dort eigentlich immer „rummsvoll“ und der Geräuschpegel entsprechend hoch ist, gleicht der Laden im Normalzustand eher einem summenden Bienenkorb als einer romantischen Trattoria für Verliebte.
Innenansicht 2
Die Orsinis freuten sich bei unserer Ankunft sichtlich. Vater Dario, wie immer hinter der Pizzatheke bzw. vor dem heißen Ofen stoisch Teigrundlinge knetend und belegend, grüßte freundlich. Auch Sohnemann Italo, der sonst die Bestellungen im Stakkato aufnimmt, lächelte ganz relaxed hinter der Feinkostauslage (Käse, Salami, Schinken und Co. gibt es dort in Topqualität zu erstehen, Anm.) hervor. Tochter Clarissa umkurvte derweil die wenigen verbliebenen Tische.
Ich dachte, ich wäre im falschen Restaurant gelandet. Wenn Corona entschleunigend gewirkt haben sollte, dann wäre das Sapori ein Musterbeispiel dafür. Noch nie empfand ich die Atmosphäre im Gastraum so wohltuend.
Innenansicht 1
Natürlich hätten das die Gastgeber gerne anders. Ist ja auch verständlich, da ihnen dadurch einiges an Umsatz verloren geht. Aber für die wenigen Gäste im Raum war das reduzierte Sitzplatzangebot sicherlich kein Nachteil.
Auch staunte ich nicht schlecht, als wir mit Italo Orsini ein paar Worte über den derzeitigen Ernst der Lage wechselten. Einige der Tische waren an jenem Abend unbesetzt und unter der Woche sei im Moment noch weniger los, so der Sapori-Sohn. Dies galt allerdings nicht für den Abholservice, denn da lief das Pizzageschäft kartonweise gut. Die Landauer scheinen derzeit lieber in den eigenen vier Wänden oder im Freien ihre Mahlzeiten einzunehmen, als sich in ein Restaurant zu setzen. Das wird sich hoffentlich bald wieder ändern.
Ein Zettel zur Aufnahme der Kontaktdaten wurde uns an den Tisch gebracht. Der war genauso schnell ausgefüllt wie die Bestellung der Getränke aufgegeben. Ein kleiner Radler von Moretti aus der Flasche und ein „Alkoholfreies“ der gleichen Marke (beide 0,33l für jeweils 3 Euro) sollten sich zusammen mit einer Flasche San Pelligrino (0,75l für 4,20 Euro) wenig später einfinden.
Das umfangreiche Angebot an Speisen bedeutet jedes Mal eine Herausforderung für mich. In der Regel entscheide ich mich für Pasta, was nichts mit der hier vorherrschenden Pizzaqualität zu tun hat. Im Gegenteil, die ist top, ohne Wenn und Aber. Jedoch sind es die Nudelgerichte, die mir hier besonders gut schmecken und denen ich deshalb gerne den Vorzug gebe. Bei meiner Frau ist das meistens umgekehrt. So auch an diesem Abend.
Die Salatwahl vorweg ging an die üppig arrangierte Variante mit Büffelmozzarella und Parmaschinken (11,50 Euro). Portionsmäßig als Hauptgang angelegt, teilte ich den ganz brav mit meiner Schwägerin. Selbst wir beide hatten alle Gabeln voll zu tun, um der reichhaltig bestückten Porzellanplatte Herr bzw. Frau zu werden.
Der Buffalo Bill unter den Mozzarella-Salaten
Angemacht mit wunderbar saurem Essig-Öl-Dressing tummelte sich frisch aufgeschnittener Parmaschinken zwischen grünen Blättern, Tomatenschnitzen und Gurkenscheiben. Im Epizentrum versteckte sich eine ansehnliche Kugel Büffelmozzarella, den die vorausgegangene Kühlung nur begrenzt cremig erscheinen ließ.
Mozza-Kern meets Parmaschinken
Ein paar Spritzer alter Balsamico und ein „gerieben‘ Maß“ an Parmesanspänen komplettierte die prächtige Salatplatte, die für zwei Vorspeisende schon Aufgabe genug war.
Den wohl einkalkulierten Parmaschinken-Nachdurst wollte ich später mit ausreichend Bier löschen. Dank dem BierProjekt und seinem „Erdmännchen“ aus der Literflasche klappte das auch ausgezeichnet. Wenn auch nicht vor Ort im Sapori, sondern ein paar Meter weiter in der Bengels Bar.
Zuerst wurde das vor Hitze blubbernde Pasta-Trio (Tortellini, Lasagne und Canelloni, 8 Euro), ein Al-Forno-Klassiker par excellence, aus dem Ofen geholt und zischend vor meiner Schwägerin platziert.
Das Nudel-Trio
Sapori-Klassiker aus dem Ofen
Auch meine Spaghetti Salsiccia (9 Euro) ließen nicht lange auf sich warten. Von frisch geriebenem Parmesan bestreutes Rucola-Gestrüpp verdeckte zunächst das deftige Pastagericht, so dass ich mich erst durch das grüne Dickicht kämpfen musste, um ans „Eingemachte“ zu gelangen.
Habt ihr zufällig meine Spaghetti Salsiccia gesehen?
Die Nudeln waren zwar nicht hausgemacht, ließen sich aber mit wahrnehmbarer Bissfestigkeit um die Gabel wickeln. Die fruchtig-pikante Aromatunke auf Tomatenbasis ließ auf ein langes Einköcheln und die Verwendung frischer Zutaten schließen.
Der Fleischanteil dieses Tellers voll Glückseligkeit war auch nicht zu verachten, befanden sich doch jede Menge Salsiccia-Stückchen im tiefen Rund.
Mit Salsiccia veredelte Spaghetti
Die mit Fenchelaroma und einer angenehmen Schärfe daherkommenden Bratwurstschnipsel hätten in der Summe locker eine Wurstlänge von 30 cm (eher mehr!) ergeben. Nach dem nicht gerade schüchtern portionierten Salat, stellte mich also mein Pastateller vor die zweite Herausforderung des Abends, die ich nonchalant meisterte.
Als wäre sie dem Lehrbuch für italienische Teigfladenoptik entnommen wurde ein paar Minuten später die nach dem Junior des Hauses benannte Pizza „Italo“ (7,50 Euro) aus dem Ofen des Padrons geholt. Thunfisch und Kapern, hauchdünn geschnittene, rote Zwiebeln sowie selbstgemachte Chili-Paste bedeckten den wohlgebackenen Rundling.
Pizza Italo (so scharf wie...)
Sehr zur Freude meiner Frau, die das scharfe Teil mit dem fluffigen Boden sichtlich genoss. Dieser hatte genau die richtige Dicke und Konsistenz vorzuweisen. Außerdem übertrieb man es nicht mit der Käseauflage und die Tomatensauce hatte Charakter, sprich: sie war ordentlich gewürzt. Auch der übrige „Zierrat“ kam wohlbemessen und vor allem in ansprechender Qualität auf den Hefefladen.
Ein weiteres Bier verkniff ich mir (vorerst) und auch das Dessert entfiel an diesem Abend. Dafür waren die Portionen einfach zu reichhaltig. Natürlich merkte man dem Sapori-Team die ungewöhnlich ruhige Atmosphäre im Gastraum an. Das ist nicht das, was sie kennen und wollen. Aber es ist ein Anfang. Und der ist gemacht. Ich drücke den fleißigen Apuliern die Daumen, dass die trubeligen Zeiten auch in der Trappengasse 18 wieder Einzug halten. Ich habe sie zwar nicht unbedingt vermisst, aber sie gehören zum Sapori wie die Orecchiette zu Apulien.