Wir verwenden Cookies
Wenn Sie unsere Webseiten besuchen, kann Ihre Systemsoftware Informationen in Form von Cookies oder anderen Technologien von uns und unseren Partnern abrufen oder speichern, um z.B. die gewünschte Funktion der Website zu gewährleisten.
In Landau hat mit dem Osahi-Sushi seit April 2021 der von mir geschätzte Panasia-Platzhirsch „Koza“ einen ernstzunehmenden Konkurrenten bekommen. Und dazu noch einen, der auch am Mittag seine Pforten öffnet und sich ganz in der Nähe des nur noch abends in Betrieb befindlichen „Stickstoff-Asiaten“ angesiedelt hat. Im ehemaligen Café Klimt geht es seither erfreulich folklorefrei zu. Das zeitgemäße Interieur aus hellem Holz und beruhigendem Grau wirkt aufgeräumt, sauber und freundlich.
Der nahezu folklorefreie Gastraum
Der offene Gastraum mit der altbautypischen hohen Decke versprüht eine gediegene Urbanität, die auch ohne asiatischen Deko-Firlefanz auskommt. Das Personal hingegen kommt durchweg aus Fernost. Fleißige, freundliche Leute zwischen 20 und 30, die auch mal hinter der Sushi-Theke hervorwinken und sich über ein Lob des Gastes ungeniert freuen.
Seit meinem letzten Besuch, der einen Tag nach der Geburt unserer Tochter Anfang Oktober 2021 stattfand – ich berichtete damals – war über ein Jahr vergangen. Das Speisenangebot hat sich seitdem nicht nennenswert verändert. Der Schwerpunkt liegt nach wie auf rohem Fisch, der auf unterschiedlichste Art und Weise in Inside-Out-, Special- und Crunchy-Rolls gepackt wird oder etwas puristischer als Sashimi auf dem Teller landet.
Außerdem wird hier gerne gegrillt. Jakobsmuscheln, Tiger Prawns, Rinderfilet und Lammkarree zählen zu den offerierten Spezialitäten. Mit Pho, Curry, Udon und Co. wird nahezu keine Ecke Asiens kulinarisch außen vorgelassen. Die panasiatische Wollmilchsau-Taktik greift auch hier mit den ewig gleichen Beigaben. Wildkräutersalat, Wakame, Ponzusauce, und Miso-Mayo zählen zu den üblichen Kau-Komplizen, die das breitgefächerte Repertoire aus Fernkost mal mehr, mal weniger bereichern.
Kennt man einen dieser Läden, kann einen die Auswahl beim nächsten nicht mehr wirklich überraschen. Aber man hat ja auch nicht immer Lust auf Überraschungen, schon gar nicht, wenn man die europäisierte Form von Asiakost gewöhnt ist.
Hin und wieder lasse ich mich gerne auf diese ein. Authentisches Asiafood ist in unserer Region eher die Ausnahme als die Regel. Außerdem verlangen die abseits des Mainstreams servierten „Genüsse“ einen gewissen Bestellermut, der mir dann auch häufig fehlt, das gebe ich offen und ehrlich zu.
Was das San Pellegrino beim Italiener, ist das Aqua Morelli beim Panasiaten. Eine kleine blaue Flasche (0,25l) mit klassischem Blubber 0,25l schlug mit 2,50 Euro zu Buche. Gerne lasse ich mir in solchen Etablissements auch mal eine hausgemachte Limo schmecken, wobei mir diese häufig viel zu süß sind und ich sie mit nur mit reichlich Mineralwasser verdünnt getrunken bekomme.
Da ich in eindeutiger Rohfisch-Absicht im Osahi aufschlug, reichte mir ein Blick auf die erste Seite der Speisenkarte, um meine Wünsche loszuwerden. Sushi darf bei mir auch seine knusprigen Momente haben. Und Schärfe ist natürlich immer willkommen. Damit ist wohl hinreichend erklärt, warum ich bei der „Crunchy Spicy Tuna Roll“ (11 Euro) aus dem „Inside-Out-Programm“ schlecht Nein sagen konnte.
Damit ich auch ja nicht vom Stepper fallen würde, schob ich noch eine „Amazing Friendship“ (13,50 Euro) nach. Hierbei handelte es sich um eine mit abgeflämmtem Lachs umwickelte Special Roll, die zudem noch frittierten Lachs im Tempurateig zu ihren „inneren Werten“ zählte.
Die beiden Sushi-Gerichte wurden zusammen auf einer ovalen Platte serviert. Etwas weniger „Saucenkleckerei“ wäre mir zwar lieb gewesen, aber wenigstens stieg mir kein Stickstoffnebel in die Nase. Man hatte die in jeweils acht Häppchen zerteilten Reisrollen gruppenweise auf dem Porzellan drapiert. Wakame und Wildkräutersalat bildeten den vegetabilen Mittelpunkt, um den herum sich die farbenfrohe Rohfischbande ausgebreitet hatte.
Zweimal Sushi auf einer Platte
Ein paar ausgelöste Edamame-Bohnen, die obligatorische Wasabi-Paste aus der Spritzflasche und ein zierliches Häufchen Gari (eingelegter Ingwer) reihten sich ins pittoreske Gesamtbild ein. Na dann mal ran an die mit rohem Fisch verzierten Reisklötze!
Die Idee, den Klebereis vorher in krossen Tempuraflocken zu wälzen, bildete einen gelungenen texturellen Kontrast zum süffigen Thunfischtatar on Top. Mango, Gurke und Lauch komplettierten die reisummantelte Basis der angenehm scharfen Thunfischtörtchen, die von ein paar Spritzern Chili-Mayo zusätzlich ihr Fett wegbekamen.
It's spicy, it's crunchy, it's Tuna!
In etwas Sojasauce (mit darin aufgelöstem Wasabi) getunkt oder einfach so genossen, waren die rotfleischigen Fischcanapés mit dem klebrigen Crunchsockel ein echter Volltreffer. Die Abwesenheit der Salatgurke wurde zu keiner Sekunde vermisst. Ganz im Gegenteil: bei der Lachs- und Spritzgesellschaft am anderen Ende des Porzellans musste ich die langen Streifen dieses ungeliebten Kürbisgewächses sogar aussortieren.
Die Salatgurke und ich – eine von Abneigung gekennzeichnete, kulinarische Fernbeziehung ohne jegliche Annäherung. So ließe sich mein Verhältnis zu diesem wässrigen Gemüse wohl ganz treffend umschreiben. Schade auch, dass neben dem für mich zu hohen Gurkenanteil deutlich zu viel Gebrauch von der Quetschflasche gemacht wurde. Die ansonsten akkurat zubereiteten Rohfischgebilde mit dem abgeflämmten Lachsüberzug ertranken in ihrer pinkfarbenen Wasabi-Mayo-Verzierung.
"Amazing" Salmon Roll
Natürlich lässt sich auch über die Farbwahl der Sauce diskutieren, aber hier wäre weniger eindeutig mehr gewesen.
Krasses Farbkonzept
Da macht man sich all die Mühe mit dem Flammlachs und seinem Tempura-Pendant im Inneren der Rolle und dann quetscht man sie in Richtung Saucengau. Unter „Amazing Friendship“ stelle ich mir zumindest etwas ganz anderes vor.
Sei es drum, ein Besuch beim Panasiaten ist oft eine kulinarische Mischkalkulation. Mit meinem Tuna-Tatar war ich ja hochzufrieden, mit dem knallfarbigen Lachsfigurenkabinett eher weniger. Dennoch würde ich – wenn mich die Lust auf rohen Fisch packt – wieder im Osahi zum Sushi essen vorbeischauen. Einen leise und dezent vorgetragenen Hinweis auf einen sparsameren Umgang mit ihren Asia-Tunken würde ich mir allerdings nicht verkneifen können...