Besucht am 02.02.2023Besuchszeit: Abendessen 4 Personen
Rechnungsbetrag: 127 EUR
Es gibt Abende, die bleiben trotz unterirdischen Serviceleistungen und miserablem Preis-Genuss-Verhältnis in lustigster – jedoch nicht in bester! – Erinnerung. So geschehen Anfang Februar dieses Jahres, als sich die vier Food Fellas vom Wörther Schlemmerclub in die Niederungen der Karlsruher Systemgastronomie begaben.
Bis heute wissen drei von ihnen nicht, was damals den Vierten dazu bewogen haben könnte, in diesem mit dem Slogan „Pure Lebenslust“ werbenden Pizza- und Pastakombinat am Mühlburger Tor aufzuschlagen. Hmm...wir waren gespannt!
Dass wir an jenem Abend dennoch einen Riesenspaß im wilden Karlsruher Westen hatten, lag ausschließlich an unserer mit viel Galgenhumor ausgestatteten Futtertruppe.
Und so wurde es trotz kaum vorhandenem Service und überteuerten Speisen von recht bescheidener Qualität ein entspanntes „Happening“, das uns auch vom bedenklichen Zustand der Herrentoiletten nicht genommen werden konnte. Ein klassisches Beispiel dafür, dass man in der richtigen Gesellschaft auch über eklatante gastronomische Defizite hinweglächeln kann. Komplett verschweigen möchte man sie allerdings nicht.
Es war ein Donnerstagabend, der uns in die Räumlichkeiten des ehemaligen „UV“, einer kultigen Rock-Diskothek namens „Unverschämt“, die hier bis Juni 2012 ansässig war, führte. Das Purino existiert seit 2019 an Ort und Stelle. Es ist nach dem Purino im Otto-Dullenkopf-Park in der Karlsruher Oststadt die zweite Filiale dieser auf italienische Küche spezialisierten Restaurantkette in der badischen Fächerstadt. Außenansicht (by night)
Deutschlandweit zählt das Franchisekonzept der Vipur GmbH ein knappes Dutzend Restaurants. Alle erschaffen, um „Gerichte gemeinsam mit seinen Liebsten an einem großen Tisch zu teilen“ – so jedenfalls die dick aufgetragene Backgroundstory des Ladens. Die Frage stellt sich, ob man für einen Familientisch als Lieblingsort mit Gerichten von Mamma drauf extra ins Lokal gehen muss?
Soweit das mit viel Selbstgemachtem und italienischen Originalprodukten werbende Gastro-Märchen nach „Purino-Art“, das am liebsten jedes banale Pizza- oder Pastagericht zu einem „unvergesslichen Moment“ erheben möchte. Gleich vorweg: diese Bürde wog an unserem Besuchsabend dann doch deutlich zu schwer und wurde nicht mal ansatzweise erreicht.
Aber der Reihe nach. Der Kollege hatte uns einen Tisch für vier Personen reserviert, was an diesem Abend aufgrund der geringen Auslastung gar nicht nötig gewesen wäre. Die hohen, unverputzten Decken und Wände, die blanken Betonpfeiler, die stylishen Retro-Hängelampen und die eingezogenen Gerüstbauteile ließen das stimmungsvoll ausgeleuchtete Innere des Purino in zeitgemäßer Industrieoptik erscheinen. Fabrik-Charme mit Stil
Ein gewisser Wow-Effekt beim Eintritt in den wertig wirkenden Speisesaal machte sich bei uns breit. Der Gastraum im wertigen Industrial-Look
Wir warteten nicht an dem dafür vorgesehenen Tresen, um „geseated“ zu werden, sondern wussten gleich, wo es lang geht. Die technische Ausstattung am Empfang beeindruckte...
Bereits durch die hohen Glasscheiben hatten wir den frühesten Vogel unseres Völlerei-Vereins gesichtet und steuerten diesen nach einem freundlichen Willkommensgruß des diensthabenden Empfangskellners auch gleich an.
Zur aufklappbaren Karte mit dem reichhaltigen Standardrepertoire – der wortgewaltige Winnender würde von einem „typischen Sammelsurium, welches man in den Pizzerien landauf landab ebenso findet“ (Zitat AndiHa aus „Kleiner Italiener“ vom 12.08.2023) sprechen – warb eine einlaminierte, doppelseitige Spezialkarte mit Neuem aus der „Kreativ-Küche“.
Hier traf eine bescheidene Antipasti-Auswahl auf „frische, hausgemachte Pasta“ (war ja klar…) und natürlich kamen die beiden darauf empfohlenen Pizzen aus dem Steinofen (war auch klar…). Ich war drauf und dran, mir das relativ ambitioniert klingende Fischgericht – gebratener Lachs mit Fregola Sarda – zu bestellen, aber die darin enthaltenen, getrockneten Tomaten hielten mich davon ab. Vielleicht ein Fehler…
Wir hatten Durst und wollten den Abend gerne flüssig eröffnen, aber der freundliche junge Mann vom Service war nirgends mehr zu sehen oder tauchte nur in großer Entfernung von uns sporadisch auf. Wir kamen uns etwas verlassen vor, hatten aber genug Gesprächsstoff, um die einsetzende Dürre an Gaumen und Kehle zu überbrücken. Generell hatten es die spärlich vertretenen Servicekräfte – wobei die Nachsilbe „Kraft“ in keiner Weise der kellnernden Realität entsprach – nicht besonders eilig.
In der (trägen) Tat hatten wir es hier mit lustlosen Aushilfen zu tun, die sich schließlich doch noch erbarmen sollten, uns eine Reihe von Getränken, darunter ein Aperol Sprizz für stolze 7,90 Euro, ein alkoholfreier Cocktail für nicht viel weniger sowie eine Flasche San Pellegrino (0,75l für 6,50 Euro) und ein Brauhaus Helles von Erdinger (0,5l für 5,50 Euro), zu servieren.
Unsere Essenswünsche durften wir nach mehr als ausgiebiger Einlesezeit in die uns gereichte Speisenliteratur dann auch an den jungen Mann bringen. Für mich sollte es die Crema di Pomodoro (6,20 Euro), also die Tomatencrèmesuppe, vorweg sein. Der Kollege zu meiner Linken entschied sich für ein belegtes Brot aus dem Bruschetta-Baukasten-System, welches mit urbanen 7,50 Euro zu Buche schlugen.
Sein mit Thunfischcreme bestrichenes und von leidlich frischem Rucola getopptes Steinofenbrot wirkte auf mich wie eine schludrig geschmierte Kalbsleberwurststulle und schmeckte angeblich auch so furztrocken wie sie aussah. Thunfischcrème-Stulle alias Bruschetta-Tonnato
Etwas geschmeidiger am Gaumen, aber nicht weniger lieblos auf die Keramik gezimmert, war das mit hausgemachtem (was auch sonst…) Knoblauchöl und Oregano veredelte „Pane all aglio“ (4,90 Euro), das ein anderer Tischgenosse zu seiner Vorspeise auserkoren hatte. Na wenigstens kündeten die gerösteten Weißbrotscheiben von seriösem Backhandwerk. Das Knoblauchbrot
Allein der Anblick meiner angeblich hausgemachten, aus sonnengereiften Tomaten zubereiteten Nachtschattenterrine brachte Ernüchterung. Meine noch nicht umgerührte Tomatensuppe
Für die cremige Textur sollte ein kurz vorm Servieren hinzugefügter Schlags von bereits leicht angedickter Sahne (Leute, ist das euer Frischeverständnis?...) sorgen. Dieser hinterließ beim Umrühren kleine weiße Bröckchen, die dem äußeren Erscheinungsbild meiner geschmacks- und säurearmen Tomatentunke etwas Unappetitliches verliehen. Heiligs Sahnebröckle!
Hätte mir jemand passierte Tomaten aus dem Tetrapack erwärmt, leidlich gewürzt, mit ein paar Spritzer Olivenöl besprenkelt und dann mit Sahne nahe am MHD ver“feinert“, wäre wohl das gleiche traurige Suppenerlebnis zustande gekommen. Ein Jammer in Rot mit weißen Klümpchen.
Nachdem wir mit unseren paar Vorweggerichten fertig waren und die Bedienung die Teller abräumte, wurde ganz beiläufig erwähnt, dass die vom Kollegen bestellten, mit Pancetta, Lauch und Pastinake gefüllten Ravioli an Mascarpone-Pilzsauce und Wintertrüffel gerade aus wären. Na Gott sei Dank teilte man ihm dies nicht erst beim Servieren der Hauptgerichte mit.
Danach wurde meine – zugegeben etwas ketzerische – Frage, ob es denn der erste Abend für unsere männliche Bedienung im Hause Purino sei, von eben jener überraschenderweise verneint. Aber auch dieser kurze Dialog, den ich nicht komplett im Wortlaut – also im manowarischen Stil – wiedergeben kann, passte irgendwie zur systemgastronomischen Servicewüste, die wir an jenem Februarabend zu durchschreiten hatten. Es kommt selten, ja eigentlich nie vor, dass ich der Bedienung kein Trinkgeld zukommen lasse – und lieber gebe ich mehr als zu wenig –, aber hier wurde ich förmlich dazu genötigt, keinen Cent extra abzudrücken.
Mein Kollege musste sich dann schnell umentscheiden und wählte notgedrungen die Pizza „Parlare“ – „Palaver“ hätte der Situation eher entsprochen – mit frischen Champignons und Metzgerschinken von der Schweinenuss (13,90 Euro) aus dem Standardprogramm. Ich hatte mir die mit Thunfisch und Shrimps belegte Pizza „Gamberetti“ (14,90 Euro) ausgesucht. Mit der kleinen Bitte, man möge doch die darauf befindlichen Kalamata-Oliven durch scharfe Peperoni ersetzen.
Mein Gegenüber ließ sich derweil seinen Insalata „Grande“ (12,90 Euro), einen gemischten, mit allerlei Rohköstlichkeiten (Paprika, Gurke, Kirschtomaten, Radieschen, Karotten) durchmengten, gemischten Salat, den er sich zusätzlich mit ein paar Rindersteakstreifen (+4,90 Euro) verzierten ließ, schmecken. Er lobte sowohl das Hausdressing auf Essig-Öl-Basis als auch die anständige Fleischqualität der medium gebratenen Streifen von der Rinderhüfte. Insalata "Grande" mit gebratenen Rinderstreifen
Auch der Carbonara-Kumpan am Tisch konnte mit seinen Taglierini „nach Köhlerart“ (13,90 Euro) durchaus etwas anfangen. Zwar hatte man es beim Garnieren mit Glattpetersilie etwas übertrieben, aber die aus gebratenem Pancetta, Pecorino, Eigelb und schwarzem Pfeffer erschaffene Soße kam löblicherweise ohne Sahne aus und schmeckte laut ihrem Verspachtler auch ganz ordentlich. Taglierini alla Carbonara
Der gleichmäßige Rand meiner Meeres-Pizza ließ auf die Verwendung eines Bleches beim Backen schließen. Auch kam der Teigfladen gut durchgebacken aus dem Ofen. Am Belag gab es wenig auszusetzen, lediglich der dünne Boden fiel texturell eher langweilig aus. Ihm fehlte es eindeutig an Elastizität. Die primär aus Shrimps und Thunfisch bestehende, um ein paar rote Scharfmacher erweiterte Auflage konnte durchaus was. Pizza "Gamberetti" mit Thunfisch, Shrimps und Peperoni (statt Oliven)
Dagegen blieb die Tomatengrundierung geschmacklich recht blass. Da riss es dann auch die wohlgratinierte Fior-di-Latte-Schicht nicht mehr so richtig raus. „Gefällig“ als Gesamteindruck kommt wohl am besten hin. Bedenkt man allerdings den Preis von fast 15 Euro für diesen Rundling, so muss die Frage nach einem guten PLV leider verneint werden. Da bekomme ich bei meinen Stammitalienern in der Pfalz – die Community kennt sie ja mittlerweile – deutlich mehr und das zu günstigerem Preis geboten.
Ähnliches Bild bei meinem Pizza-Buddy, der sich seine „Speciale“ ohne Salami (= „Parlare“) schmecken ließ. Statt Pizzapalaver gab's Pizza "Parlare" (mit Kochschinken und Champignons)
Ordentlich, aber nichts Besonderes und schon gar kein Grund, dafür extra den Weg über den Rhein in badische Gefilde anzutreten. Weit entfernt von „beschder Pizza“, aber auch kein komplett durchgebackener Reinfall, so das knappe Urteil des auf saftige Neustadter Old-School-Ware (à la Michele) spezialisierten Pizzakrobaten aus Böbingen.
Mir (und einem weiteren Hopfenheld aus unserer Runde) war mittlerweile nach einer weiteren Halben aus dem Erdinger Brauhaus zumute. Manchmal hilft nur noch Bier aus großen Gläsern!
Eine richtige Entscheidung, denn erstens würden wir den Weg zurück nach Wörth mit der Straßenbahn zurücklegen und zweitens war die Bierlaune der guten Stimmung am Tisch äußerst zuträglich.
Mr. Alkoholfrei, der sich zuvor noch an einem spritfreien Cocktail namens „Virgin Ginger Mojito“ (6,90 Euro) delektiert hatte, Der alkoholfreie Virgin Ginger Mojito
kam dann recht konsterniert aus der Herrentoilette. Hätte er vor dem Essen die von schwarzem Schimmel befallene, wohl lange nicht mehr gereinigte Rinne des Handwaschbeckens gesehen, wäre ihm die Bestellung deutlich schwerer gefallen. Leute, Leute...sowas geht gar nicht!!
Aber die gleichen desaströsen Zustände wie in der Toilette mussten ja nicht in der Küche herrschen. Hofften wir zumindest.
Ach ja, das Purino…es war definitiv eine Erfahrung wert, wenn auch keine, die sich besonders lange ins Gaumengedächtnis brannte. Da war die Halbwertszeit der Bilder von der Herrentoilette um einiges höher. Aber selbst darüber hätten wir bei einem zufriedenstellenden Service und etwas schmackhafteren Speisen locker hinweggesehen.
So bleibt der Gesamteindruck, trotz der guten Stimmung am Tisch, ein eher verhaltener, um es einmal ganz diplomatisch auszudrücken. Ich schätze, dass unser Schlemmerclub in den nächsten Jahren keine Lokale mit Systemgastronomie mehr aufsuchen wird. Dafür sind solche Clubabende im wahrsten Sinne des Wortes zu „kost“bar.
Es gibt Abende, die bleiben trotz unterirdischen Serviceleistungen und miserablem Preis-Genuss-Verhältnis in lustigster – jedoch nicht in bester! – Erinnerung. So geschehen Anfang Februar dieses Jahres, als sich die vier Food Fellas vom Wörther Schlemmerclub in die Niederungen der Karlsruher Systemgastronomie begaben.
Bis heute wissen drei von ihnen nicht, was damals den Vierten dazu bewogen haben könnte, in diesem mit dem Slogan „Pure Lebenslust“ werbenden Pizza- und Pastakombinat am Mühlburger Tor aufzuschlagen.
Dass wir an jenem Abend dennoch einen Riesenspaß im... mehr lesen
2.5 stars -
"PLV-Alarm in der kulinarischen Tempo-30-Zone einer serviceschwachen System-Gastro!" marcO74Es gibt Abende, die bleiben trotz unterirdischen Serviceleistungen und miserablem Preis-Genuss-Verhältnis in lustigster – jedoch nicht in bester! – Erinnerung. So geschehen Anfang Februar dieses Jahres, als sich die vier Food Fellas vom Wörther Schlemmerclub in die Niederungen der Karlsruher Systemgastronomie begaben.
Bis heute wissen drei von ihnen nicht, was damals den Vierten dazu bewogen haben könnte, in diesem mit dem Slogan „Pure Lebenslust“ werbenden Pizza- und Pastakombinat am Mühlburger Tor aufzuschlagen.
Dass wir an jenem Abend dennoch einen Riesenspaß im
Geschrieben am 05.04.2023 2023-04-05| Aktualisiert am
06.04.2023
Besucht am 27.10.2022Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 35 EUR
Es ist Ende Oktober. Meine Elternzeit nähert sich langsam dem Ende und zwei Tage später ist nichts mehr so wie es war. Meine Familie, besser gesagt meine Frau, gönnte mir zuvor ein paar Tage auf Mallorca, die ich zusammen mit Freunden auf einer hübschen Finca im Südosten der Insel verbrachte. Wieder daheim war es zwar etwas kühler, aber der Spätherbst hatte auch bei uns noch ein paar schöne Tage auf Lager.
An jenem Donnerstagnachmittag fuhr ich mit Frau und Kind nach Karlsruhe-Rüppurr in den Tierpark Oberwald, einem 16 ha großen, ganzjährig frei zugänglichen Naherholungsgebiet, in dessen großen, naturnahen Gehegen Elche, Gämsen, Antilopen, verschiedene Hirscharten, Onager und Wisente leben. Nicht nur für unser tierliebendes Töchterlein war das ein schönes Erlebnis. Die Waldluft machte sie müde und uns hungrig.
Ein kurzes Nickerchen bei Papa in der Babytrage und sie war wieder hergestellt für ein spontan anberaumtes, recht frühes Abendessen in einem mir nicht unbekannten Rüppurrer Wirtshaus, das bei meinem letzten Besuch noch als gutbürgerliche Dependance von Leonhard Baders „Scheibenhardt“ (Karlsruhe-Bulach) fungierte. Dementsprechend nannte sich damals die auf Zeitgeist getrimmte Schmankerlstube „Baders Wirtshaus“.
Doch irgendwie hielt sich der „Bader-Fleischkost-Komplex“ in der Rastatter Straße nicht so lange und die Räumlichkeiten standen eine ganze Weile leer. Mittlerweile betreibt Herr Bader die Ratsstuben im Herzen von Ettlingen. Sein kulinarisches Aushängeschild, das „Scheibenhardt“ im Clubhaus des gleichnamigen Golfclubs, hat er dafür auch aufgegeben.
Zurück zum Wirtshaus, das seit Januar 2022 von dem jungen Gastronomenpaar Michelle und Marcel Kühner geführt wird. Diese waren zuvor bereits sieben Jahre lang im Bootshaus Rappenwört (Karlsruhe-Daxlanden) tätig und haben sich dort mit ehrlicher, gutbürgerlicher Küche einen vornehmlich auf sehr guten Schnitzelgerichten basierenden Namen erkocht bzw. erbrutzelt.
Im November 2021 endete ihr gastronomisches Wirken im Bootshaus der NaturFreunde Karlsruhe e.V.. An der Auslastung kann es sicherlich nicht gelegen haben. Das direkt am Rhein-Radweg im Naturschutzgebiet gelegene Lokal war nicht nur bei Ausflüglern und Gästen des nahegelegenen Rheinstrandbads sehr beliebt, sondern zog auch regelmäßig Besucher von der linken Rheinseite (mich eingeschlossen) an.
Umso erfreulicher, dass die Kühners ihre Wirtshausidee vom Rhein an die Alb verlegt haben. In ihrer neuen Wirkungsstätte haben viele Dekoelemente aus Bader’schen Tagen überlebt. Der Hirschkopf über dem Kamin, die Birkenstämme und das raffinierte Beleuchtungssystem aus sternförmig angeordneten, an der Decke befestigten Messingrohren, verleihen dem rund 90 Sitzplätze fassenden Speisesaal einen durchaus zeitgemäßen Anstrich. Viel Rohr um Licht!
Von Schiebetüren aus dunklem Holz abgetrennt, stehen weitere 70 Plätze für geschlossene Gesellschaften im hinteren Nebenraum zur Verfügung. Hier kann also auch anständig gefeiert werden.
Das Mobiliar ist einfach und funktional gehalten. Die unscheinbaren Bistrostühle aus Holz wurden allesamt mit einem karierten Kissen „aufbequemt“. Auf den blanken, vierbeinigen Verzehrbrettern tummelten sich lediglich Besteckkästen und Tischlichter. Ein sehr aufgeräumtes, fast schon etwas steril wirkendes Interieur, in dem sich Gemütlichkeit nicht so recht einstellen wollte.
Es war noch früh am Abend und wir zählten zu den ersten Gästen, was uns eine nahezu freie Platzwahl bescherte. In Fensternähe ließen wir uns nieder und bekamen von einer gut aufgelegten Servicedame zeitnah die Speisenkarten gereicht. Die fleischlastige, badische Hausmannskost, die bereits im Bootshaus Rappenwört das Credo der Küche widerspiegelte, empfing uns auch hier. Kein Wunder, hat doch Marcel Kühner im gutbürgerlichen „Lehners Wirtshaus“ am beliebten Karlsruher Ludwigsplatz sein Handwerk gelernt.
Wirthausklassiker, wie beispielsweise Schweinsbraten aus dem Rohr oder ofenfrische Schweinshaxe mit Semmelknödel sind in dem mit Deftigem gespickten Verpflegungsverzeichnis genauso gelistet wie Schnitzel in ungewöhnlichen Varianten oder Rindersteaks vom Lavasteingrill. Mit Rahmschwammerl und Allgäuer Käsespätzle sowie diversen Salaten kommen hier auch Fleischverzichter auf ihre Kosten.
Gegen den Bierdurst meiner Frau half eine Flasche Fürstenberg Pils alkoholfrei (0,33l für 2,90 Euro), während mich eine Holunderblütenschorle (0,4l für 3,90 Euro) wehmütig an den letzten Urlaub in den Alpen denken ließ.
Das von mir georderte, panierte Schweineschnitzel stand ganz im Zeichen des Jägers (11,20 Euro) und wurde deshalb von einer Kanne Pilzsoße begleitet. Als Beilage fungierten Spätzle, die leider mehr zusammenklebende Masse statt wirklich klasse waren.
Meine Gattin hatte sich, entgegen „schlimmster“ vegetarischer Befürchtungen meinerseits, für das Holzfäller:innen-Steak vom Schweinenacken (13,50 Euro) entschieden. Die Standardkrokettenausführung tauschte sie leichtsinnerweise gegen eine Portion Spätzle – Riesenfehler! – ein.
Großzügig hatte man die beiden rustikalen Waldarbeiterstücke vom Schweinenacken portioniert und mit reichlich Schmelzzwiebeln, sautierten Champignons, Speckwürfeln und einem See aus Bratenjus in ein mehr als sättigendes Gericht verwandelt. Waldarbeiterplatte vom Schweinenacken
Da machte dann auch der noch zusätzlich bestellte, mit schmackigem Honig-Senf-Dressing angemachte Beilagensalat (4,20 Euro) zum Teilen den Kohl nicht fett. Ein wenig frisches Blattwerk würde unseren handfesten Fleischtellern schon nicht schaden. Beilagensalat mit feinem Honig-Senf-Dressing
Am meinem dünn geklopften, knusprig-mürben Panierstück gab es nichts zu beanstanden. Knusprig, dünn geklopft und gut gewürzt!
An den Rändern etwas ausgefranst, hatte es auch optisch mit den genormten Pressfleisch-Bröselteppichen aus der Tiefkühltruhe nichts gemein. Auch die mit Champignons bestückte, fast gänzlich ohne Rahm auskommende „Rahmsauce“ konnte was. Zum Jägerschnitzel darf es ruhig auch mal eine Bratensauce mit Pilzeinlage sein, solange diese auf ehrlichem Handwerk gründet. Das Schnitzel vom Jäger
Das tat die à part in einem kleinen Saucentöpfen servierte Tunke und wären die Spätzle von annähernd gleicher Qualität wie der Rest des Tellers gewesen, so hätte diese Schnitzelei durchaus das Potential zu bestbürgerlicher Fleischmannskost gehabt. So aber waren die viel zu weich geratenen Teigwaren ein ziemlich amorphes Ärgernis, das die Gesamtleistung deutlich schmälerte.
Auch meine Frau ärgerte sich, dass sie die (laut Karte) vorgesehenen Kroketten zu ihren beiden Steaks vom Schweinenacken gegen die faden Zumutungen aus der Spätzlepresse eingetauscht hatte. Denn die anständig unter Sauce gesetzten, angenehm durchwachsenen Schweinsteile hätten wahrlich eine bessere Beilage verdient gehabt. Egal, der Hunger einer stillenden Mutter sorgte am Ende auch bei ihr für eine vorbildlich geputzte Platte.
Für ein zünftiges Schnitzelessen ist das Wirtshaus der Kühners durchaus eine Empfehlung, denn man knüpft hier nahtlos an alte „Bootshaus-Zeiten“ an. Zusammen mit ein paar frisch gezapften Gerstensäften aus dem Hause Paulaner – das naturtrübe Zwickel und das süffige Münchner Hell fließen hier direkt vom Fass in den Humpen – und entsprechendem Hunger wird man die Kaloriendefizite eines anstrengenden Tages gut ausgleichen können. Am besten in Gesellschaft von „eingefleischten“ Gleichgesinnten, denn ausreichend Platz ist ja vorhanden.
Es ist Ende Oktober. Meine Elternzeit nähert sich langsam dem Ende und zwei Tage später ist nichts mehr so wie es war. Meine Familie, besser gesagt meine Frau, gönnte mir zuvor ein paar Tage auf Mallorca, die ich zusammen mit Freunden auf einer hübschen Finca im Südosten der Insel verbrachte. Wieder daheim war es zwar etwas kühler, aber der Spätherbst hatte auch bei uns noch ein paar schöne Tage auf Lager.
An jenem Donnerstagnachmittag fuhr ich mit Frau und Kind... mehr lesen
Kühners Wirtshaus
Kühners Wirtshaus€-€€€Restaurant, Wirtshaus0721572657Rastatter Straße 23, 76199 Karlsruhe
4.0 stars -
"Ade, Bootshaus! – Salli, Wirtshaus!" marcO74Es ist Ende Oktober. Meine Elternzeit nähert sich langsam dem Ende und zwei Tage später ist nichts mehr so wie es war. Meine Familie, besser gesagt meine Frau, gönnte mir zuvor ein paar Tage auf Mallorca, die ich zusammen mit Freunden auf einer hübschen Finca im Südosten der Insel verbrachte. Wieder daheim war es zwar etwas kühler, aber der Spätherbst hatte auch bei uns noch ein paar schöne Tage auf Lager.
An jenem Donnerstagnachmittag fuhr ich mit Frau und Kind
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Bis heute wissen drei von ihnen nicht, was damals den Vierten dazu bewogen haben könnte, in diesem mit dem Slogan „Pure Lebenslust“ werbenden Pizza- und Pastakombinat am Mühlburger Tor aufzuschlagen.
Hmm...wir waren gespannt!
Dass wir an jenem Abend dennoch einen Riesenspaß im wilden Karlsruher Westen hatten, lag ausschließlich an unserer mit viel Galgenhumor ausgestatteten Futtertruppe.
Und so wurde es trotz kaum vorhandenem Service und überteuerten Speisen von recht bescheidener Qualität ein entspanntes „Happening“, das uns auch vom bedenklichen Zustand der Herrentoiletten nicht genommen werden konnte. Ein klassisches Beispiel dafür, dass man in der richtigen Gesellschaft auch über eklatante gastronomische Defizite hinweglächeln kann. Komplett verschweigen möchte man sie allerdings nicht.
Es war ein Donnerstagabend, der uns in die Räumlichkeiten des ehemaligen „UV“, einer kultigen Rock-Diskothek namens „Unverschämt“, die hier bis Juni 2012 ansässig war, führte. Das Purino existiert seit 2019 an Ort und Stelle. Es ist nach dem Purino im Otto-Dullenkopf-Park in der Karlsruher Oststadt die zweite Filiale dieser auf italienische Küche spezialisierten Restaurantkette in der badischen Fächerstadt.
Außenansicht (by night)
Deutschlandweit zählt das Franchisekonzept der Vipur GmbH ein knappes Dutzend Restaurants. Alle erschaffen, um „Gerichte gemeinsam mit seinen Liebsten an einem großen Tisch zu teilen“ – so jedenfalls die dick aufgetragene Backgroundstory des Ladens. Die Frage stellt sich, ob man für einen Familientisch als Lieblingsort mit Gerichten von Mamma drauf extra ins Lokal gehen muss?
Soweit das mit viel Selbstgemachtem und italienischen Originalprodukten werbende Gastro-Märchen nach „Purino-Art“, das am liebsten jedes banale Pizza- oder Pastagericht zu einem „unvergesslichen Moment“ erheben möchte. Gleich vorweg: diese Bürde wog an unserem Besuchsabend dann doch deutlich zu schwer und wurde nicht mal ansatzweise erreicht.
Aber der Reihe nach. Der Kollege hatte uns einen Tisch für vier Personen reserviert, was an diesem Abend aufgrund der geringen Auslastung gar nicht nötig gewesen wäre. Die hohen, unverputzten Decken und Wände, die blanken Betonpfeiler, die stylishen Retro-Hängelampen und die eingezogenen Gerüstbauteile ließen das stimmungsvoll ausgeleuchtete Innere des Purino in zeitgemäßer Industrieoptik erscheinen.
Fabrik-Charme mit Stil
Ein gewisser Wow-Effekt beim Eintritt in den wertig wirkenden Speisesaal machte sich bei uns breit.
Der Gastraum im wertigen Industrial-Look
Wir warteten nicht an dem dafür vorgesehenen Tresen, um „geseated“ zu werden, sondern wussten gleich, wo es lang geht.
Die technische Ausstattung am Empfang beeindruckte...
Bereits durch die hohen Glasscheiben hatten wir den frühesten Vogel unseres Völlerei-Vereins gesichtet und steuerten diesen nach einem freundlichen Willkommensgruß des diensthabenden Empfangskellners auch gleich an.
Zur aufklappbaren Karte mit dem reichhaltigen Standardrepertoire – der wortgewaltige Winnender würde von einem „typischen Sammelsurium, welches man in den Pizzerien landauf landab ebenso findet“ (Zitat AndiHa aus „Kleiner Italiener“ vom 12.08.2023) sprechen – warb eine einlaminierte, doppelseitige Spezialkarte mit Neuem aus der „Kreativ-Küche“.
Hier traf eine bescheidene Antipasti-Auswahl auf „frische, hausgemachte Pasta“ (war ja klar…) und natürlich kamen die beiden darauf empfohlenen Pizzen aus dem Steinofen (war auch klar…). Ich war drauf und dran, mir das relativ ambitioniert klingende Fischgericht – gebratener Lachs mit Fregola Sarda – zu bestellen, aber die darin enthaltenen, getrockneten Tomaten hielten mich davon ab. Vielleicht ein Fehler…
Wir hatten Durst und wollten den Abend gerne flüssig eröffnen, aber der freundliche junge Mann vom Service war nirgends mehr zu sehen oder tauchte nur in großer Entfernung von uns sporadisch auf. Wir kamen uns etwas verlassen vor, hatten aber genug Gesprächsstoff, um die einsetzende Dürre an Gaumen und Kehle zu überbrücken. Generell hatten es die spärlich vertretenen Servicekräfte – wobei die Nachsilbe „Kraft“ in keiner Weise der kellnernden Realität entsprach – nicht besonders eilig.
In der (trägen) Tat hatten wir es hier mit lustlosen Aushilfen zu tun, die sich schließlich doch noch erbarmen sollten, uns eine Reihe von Getränken, darunter ein Aperol Sprizz für stolze 7,90 Euro, ein alkoholfreier Cocktail für nicht viel weniger sowie eine Flasche San Pellegrino (0,75l für 6,50 Euro) und ein Brauhaus Helles von Erdinger (0,5l für 5,50 Euro), zu servieren.
Unsere Essenswünsche durften wir nach mehr als ausgiebiger Einlesezeit in die uns gereichte Speisenliteratur dann auch an den jungen Mann bringen. Für mich sollte es die Crema di Pomodoro (6,20 Euro), also die Tomatencrèmesuppe, vorweg sein. Der Kollege zu meiner Linken entschied sich für ein belegtes Brot aus dem Bruschetta-Baukasten-System, welches mit urbanen 7,50 Euro zu Buche schlugen.
Sein mit Thunfischcreme bestrichenes und von leidlich frischem Rucola getopptes Steinofenbrot wirkte auf mich wie eine schludrig geschmierte Kalbsleberwurststulle und schmeckte angeblich auch so furztrocken wie sie aussah.
Thunfischcrème-Stulle alias Bruschetta-Tonnato
Etwas geschmeidiger am Gaumen, aber nicht weniger lieblos auf die Keramik gezimmert, war das mit hausgemachtem (was auch sonst…) Knoblauchöl und Oregano veredelte „Pane all aglio“ (4,90 Euro), das ein anderer Tischgenosse zu seiner Vorspeise auserkoren hatte. Na wenigstens kündeten die gerösteten Weißbrotscheiben von seriösem Backhandwerk.
Das Knoblauchbrot
Allein der Anblick meiner angeblich hausgemachten, aus sonnengereiften Tomaten zubereiteten Nachtschattenterrine brachte Ernüchterung.
Meine noch nicht umgerührte Tomatensuppe
Für die cremige Textur sollte ein kurz vorm Servieren hinzugefügter Schlags von bereits leicht angedickter Sahne (Leute, ist das euer Frischeverständnis?...) sorgen. Dieser hinterließ beim Umrühren kleine weiße Bröckchen, die dem äußeren Erscheinungsbild meiner geschmacks- und säurearmen Tomatentunke etwas Unappetitliches verliehen.
Heiligs Sahnebröckle!
Hätte mir jemand passierte Tomaten aus dem Tetrapack erwärmt, leidlich gewürzt, mit ein paar Spritzer Olivenöl besprenkelt und dann mit Sahne nahe am MHD ver“feinert“, wäre wohl das gleiche traurige Suppenerlebnis zustande gekommen. Ein Jammer in Rot mit weißen Klümpchen.
Nachdem wir mit unseren paar Vorweggerichten fertig waren und die Bedienung die Teller abräumte, wurde ganz beiläufig erwähnt, dass die vom Kollegen bestellten, mit Pancetta, Lauch und Pastinake gefüllten Ravioli an Mascarpone-Pilzsauce und Wintertrüffel gerade aus wären. Na Gott sei Dank teilte man ihm dies nicht erst beim Servieren der Hauptgerichte mit.
Danach wurde meine – zugegeben etwas ketzerische – Frage, ob es denn der erste Abend für unsere männliche Bedienung im Hause Purino sei, von eben jener überraschenderweise verneint. Aber auch dieser kurze Dialog, den ich nicht komplett im Wortlaut – also im manowarischen Stil – wiedergeben kann, passte irgendwie zur systemgastronomischen Servicewüste, die wir an jenem Februarabend zu durchschreiten hatten. Es kommt selten, ja eigentlich nie vor, dass ich der Bedienung kein Trinkgeld zukommen lasse – und lieber gebe ich mehr als zu wenig –, aber hier wurde ich förmlich dazu genötigt, keinen Cent extra abzudrücken.
Mein Kollege musste sich dann schnell umentscheiden und wählte notgedrungen die Pizza „Parlare“ – „Palaver“ hätte der Situation eher entsprochen – mit frischen Champignons und Metzgerschinken von der Schweinenuss (13,90 Euro) aus dem Standardprogramm. Ich hatte mir die mit Thunfisch und Shrimps belegte Pizza „Gamberetti“ (14,90 Euro) ausgesucht. Mit der kleinen Bitte, man möge doch die darauf befindlichen Kalamata-Oliven durch scharfe Peperoni ersetzen.
Mein Gegenüber ließ sich derweil seinen Insalata „Grande“ (12,90 Euro), einen gemischten, mit allerlei Rohköstlichkeiten (Paprika, Gurke, Kirschtomaten, Radieschen, Karotten) durchmengten, gemischten Salat, den er sich zusätzlich mit ein paar Rindersteakstreifen (+4,90 Euro) verzierten ließ, schmecken. Er lobte sowohl das Hausdressing auf Essig-Öl-Basis als auch die anständige Fleischqualität der medium gebratenen Streifen von der Rinderhüfte.
Insalata "Grande" mit gebratenen Rinderstreifen
Auch der Carbonara-Kumpan am Tisch konnte mit seinen Taglierini „nach Köhlerart“ (13,90 Euro) durchaus etwas anfangen. Zwar hatte man es beim Garnieren mit Glattpetersilie etwas übertrieben, aber die aus gebratenem Pancetta, Pecorino, Eigelb und schwarzem Pfeffer erschaffene Soße kam löblicherweise ohne Sahne aus und schmeckte laut ihrem Verspachtler auch ganz ordentlich.
Taglierini alla Carbonara
Der gleichmäßige Rand meiner Meeres-Pizza ließ auf die Verwendung eines Bleches beim Backen schließen. Auch kam der Teigfladen gut durchgebacken aus dem Ofen. Am Belag gab es wenig auszusetzen, lediglich der dünne Boden fiel texturell eher langweilig aus. Ihm fehlte es eindeutig an Elastizität. Die primär aus Shrimps und Thunfisch bestehende, um ein paar rote Scharfmacher erweiterte Auflage konnte durchaus was.
Pizza "Gamberetti" mit Thunfisch, Shrimps und Peperoni (statt Oliven)
Dagegen blieb die Tomatengrundierung geschmacklich recht blass. Da riss es dann auch die wohlgratinierte Fior-di-Latte-Schicht nicht mehr so richtig raus. „Gefällig“ als Gesamteindruck kommt wohl am besten hin. Bedenkt man allerdings den Preis von fast 15 Euro für diesen Rundling, so muss die Frage nach einem guten PLV leider verneint werden. Da bekomme ich bei meinen Stammitalienern in der Pfalz – die Community kennt sie ja mittlerweile – deutlich mehr und das zu günstigerem Preis geboten.
Ähnliches Bild bei meinem Pizza-Buddy, der sich seine „Speciale“ ohne Salami (= „Parlare“) schmecken ließ.
Statt Pizzapalaver gab's Pizza "Parlare" (mit Kochschinken und Champignons)
Ordentlich, aber nichts Besonderes und schon gar kein Grund, dafür extra den Weg über den Rhein in badische Gefilde anzutreten. Weit entfernt von „beschder Pizza“, aber auch kein komplett durchgebackener Reinfall, so das knappe Urteil des auf saftige Neustadter Old-School-Ware (à la Michele) spezialisierten Pizzakrobaten aus Böbingen.
Mir (und einem weiteren Hopfenheld aus unserer Runde) war mittlerweile nach einer weiteren Halben aus dem Erdinger Brauhaus zumute.
Manchmal hilft nur noch Bier aus großen Gläsern!
Eine richtige Entscheidung, denn erstens würden wir den Weg zurück nach Wörth mit der Straßenbahn zurücklegen und zweitens war die Bierlaune der guten Stimmung am Tisch äußerst zuträglich.
Mr. Alkoholfrei, der sich zuvor noch an einem spritfreien Cocktail namens „Virgin Ginger Mojito“ (6,90 Euro) delektiert hatte,
Der alkoholfreie Virgin Ginger Mojito
kam dann recht konsterniert aus der Herrentoilette. Hätte er vor dem Essen die von schwarzem Schimmel befallene, wohl lange nicht mehr gereinigte Rinne des Handwaschbeckens gesehen, wäre ihm die Bestellung deutlich schwerer gefallen.
Leute, Leute...sowas geht gar nicht!!
Aber die gleichen desaströsen Zustände wie in der Toilette mussten ja nicht in der Küche herrschen. Hofften wir zumindest.
Ach ja, das Purino…es war definitiv eine Erfahrung wert, wenn auch keine, die sich besonders lange ins Gaumengedächtnis brannte. Da war die Halbwertszeit der Bilder von der Herrentoilette um einiges höher. Aber selbst darüber hätten wir bei einem zufriedenstellenden Service und etwas schmackhafteren Speisen locker hinweggesehen.
So bleibt der Gesamteindruck, trotz der guten Stimmung am Tisch, ein eher verhaltener, um es einmal ganz diplomatisch auszudrücken. Ich schätze, dass unser Schlemmerclub in den nächsten Jahren keine Lokale mit Systemgastronomie mehr aufsuchen wird. Dafür sind solche Clubabende im wahrsten Sinne des Wortes zu „kost“bar.