Geschrieben am 29.06.2024 2024-06-29| Aktualisiert am
29.06.2024
Besucht am 29.06.2024Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 140 EUR
Die große Hanse-Schwesterstadt von Lübeck war für mich mal wieder der Ort eines schönen Events, welches natürlich erneut mit einem dementsprechenden Restaurantbesuch abgeschlossen werden sollte. Schon vor vielen Jahren stand dabei ein neueres Restaurant mit ganz oben auf meiner Liste, dass diesen Platz aber nicht nur seinem mehr als außergewöhnlichem Namen zu verdanken hatte.
„Der erdbeerfressende Drache“ würde wohl im ersten Moment vielleicht ein guter Name für eine neue Attraktion in einem der bekannten „KARLS Erdbeerhöfe“ sein. Das sich jedoch ein Restaurant mit „Fine Dining Anspruch“ dafür entscheidet, macht mehr als neugierig auf die Hintergründe und ist somit schon eine sehr gute Werbung an sich. "Mastermind" hinter diesem Lokal ist der 1967 geborene Thorsten Gillert, der in Hamburg bereits vor diesem Konzept gastronomisch sehr aktiv war. Seine kulinarischen Grundlagen fand er beim bekannten Josef Viehhauser im Hamburger "Le Canard". Nach den obligatorischen Wanderjahren zog es ihn Anfang der 2000er-Jahre wieder zurück in die "Perle" an der Elbe. Im "Artisan" bot er den Gästen bereits eine vielfach gelobte kreative und ausgefeilte Küche an. Nach 8 Jahren schloss er sein Restaurant aber und engagierte sich unter anderem als Koch auf der bekannten "MS Deutschland".
Doch 2018 ging es dann doch wieder zurück aufs Festland: natürlich nach Hamburg. Als "Pop-Up" verwirklichte er mit dem "Erdbeerfressenden Drachen" seine Vorstellung von moderner, kreativer Gastronomie. Bereits da stand sein Lokal schon ganz klar in meinem Fokus. Umso trauriger musste ich dann 2020 lesen, dass man das Projekt nach drei Pop-Up-Stationen und natürlich unter dem Eindruck der Pandemie einstellen musste.
Ende 2022 fiel mir dann hingegen wiederum eine erfreuliche Nachricht vor die Augen. Wo etwas endet, kann auch stets etwas Neues beginnen. In diesem Fall sorgte Tim Mälzers Aufgabe seines Bistros "Die gute Botschaft" direkt am Hamburger Alsterufer dafür, dass Thorsten Gillert seinen "Drachen" wieder fliegen lassen konnte. Nun wollte ich diese neu eröffnete Chance an diesem Juni-Samstag also endlich ergreifen. Außenansicht.
Über die Herkunft des besonderen Namens erfährt man selbst auf der Website erst einmal nichts. Die gastronomische Idee, die man sich hier auf die Fahnen schreibt, wird dem interessierten Gast glücklicherweise schon verraten. So weit wagt sich der Drache aus seiner Erdbeer-Höhle also doch hervor.
"Im erdbeerfressenden Drachen servieren wir eine moderne Küche - durchdacht, präzise, hocharomatisch und elegant Unser Format sind kleine Gerichte, die wir mit besten Zutaten unserer Umgebung und Ideen und Inspirationen aus der ganzen Welt kochen." - absolut innovativ ist eine solche Ausrichtung gerade in solch Metropolen wir Hamburg sicher nicht mehr zu bezeichnen, sehr ansprechend und voll auf meine persönliche Vorlieben zugeschnitten ist es hingegen schon.
Im Gegensatz zu vielen Gourmet-Restaurants ist der kleine Umfang an feilgebotenen Speisen jedoch nicht in einem festen Menü formuliert, dass lediglich hinsichtlich der Anzahl der Gänge angepasst werden kann. In freier Auswahl kann man im "Erdbeerfressenden Drachen" nach Lust und Laune sowohl das Tapas-, als auch Sharing-Prinzip ausleben.
Wer hingegen doch überrascht werden möchte, kann dem Küchenteam in einem 5-Gang-Menü die Auswahl der Speisenfolge aber trotzdem überlassen. Dies wird dann, erneut dem japanischen Vorbild entsprechend, als "Omakase-Menü" bezeichnet und liegt preislich bei 73 € (vegan/vegetarisch) bis 84 €.
Aber auch bei der a la carte Wahl fordert die Küche vom Gast durchaus Offenheit und Experimentierfreudigkeit. So wird jedes Gericht lediglich mit zwei, wahrscheinlich Hauptzutaten betitelt. In der Karte vor Ort werden die Gerichte dann aber mit einer Art „Tabelle“ noch etwas erläutert, in der die Hauptbestandteile und deren Verarbeitungsform prägnant genannt werden (z.B. bei „Garnele & Zitrone“: Rotgarnele - geibeizt, konfiert ; Amalfi-Zitrone - Lack etc.). Man tappt als Gast also nicht vollkommen im Dunkeln und wird somit auch in seiner eigenen Kreativität, wie das Gericht dann wohl aussehen und schmecken würde, angeregt. Für mich eine tolle, ausgefallene Art einer Speisekarte.
Die Gleichwertigkeit dieser Gerichte zeigt dabei nicht nur die Tatsache, dass diese nicht in die klassischen Kategorien (Vorspeise / Hauptgericht / Dessert) eingeteilt sind, sondern auch die geringen preislichen Unterschiede, die eine Spannweite im 10er bis 20er Bereich haben und über diesen auch nicht hinausgehen.
Aktuell fanden sich im Angebot Kombinationen wie z.B. „Spinat & Sesam“; „Wild & Erdbeere“; „Saibling & Stachelbeere“ oder auch „Waldmeister & Schokolade“.
Die abgerundete Außenwand des Lokals ermöglicht dem Gast durch große, bodentiefe Fenster den Blick auf die in Nachbarschaft liegende Außenalster. Führt man seinen Blick dann zur anderen Seite, ermöglicht hingegen die komplett offene Küche einen nicht minder spannenden Blick in das Hand- und Kunstwerk des Teams an Töpfen und Pfannen. Blick zur offenen Küche.
Der dieser vorgelagerte, mit einer großen Glühlampeninstallation an der Decke hell illuminierte Thekenbereich erinnert nicht ohne Grund z.B. an die Aufmachung vieler japanischer Sushi-Restaurants. So steht das direkte anrichten, zubereiten und übergeben der Speisen an den Gast doch ebenso für die absolute Frische und Transparenz, die man sicher auch hier ausstrahlen möchte. Der restliche Gastraum.
Darüber hinaus lässt sich die Einrichtung hingegen als sehr schlicht bezeichnen. Tische und Boden folgen einem grauen Farbton, der sich an die rohe Beton-Decke angleicht. An den wenigen, schwarz gestrichenen Seitenwänden hat man mit moderner Kunst versucht, wenigstens ein paar Farbtupfer zu setzen. Im Juni sind die Tage ja glücklicherweise sehr lang, sodass auch zum frühen Abend noch viel natürliches Umgebungslicht den Gastbereich füllt. Im Winter kann ich mir bei vollkommener Dunkelheit aber schon vorstellen, dass die dunkle Farbgebung in Kombination mit der dominierenden Lichtinstallation über dem Tresen eine doch zu geringe Helligkeit an den Fenster-Tischen sorgt. Das würde ich aber auch als einzigen, möglichen Abzug hinsichtlich der Atmosphäre bezeichnen.
In Sachen Sitzkomfort sind die blanken Barstühle ohne Polsterung oder Lehne an der Theke sicherlich nur für relativ kurze Besuchszeiten geeignet. An den übrigen Tischen im Gastraum befinden sich ebenfalls Stühle in Naturholzoptik, die zwar ein Leder-Sitzpolster, aber zum Beispiel nur eine ungepolsterte Rückenlehne besitzen. Das unterstreicht sicher auch das Konzept des Restaurants, dass eben kein klassisches "Gourmetrestaurant", sondern mehr ein qualitatives Restaurant auch "für jeden Tag" bzw. spontane Einkehr sein möchte. Wir fühlten uns an unserem Sitzplatz den ganzen 2 h langen Besuch über hinweg aber wohl und saßen stets bequem.
Auch die Nassräume sind von einer für das angestrebte kulinarische Niveau eher einfachen Sorte und Einrichtung, aber dafür sauber.
Das Serviceteam bestand an diesem frühen Abend aus zwei jungen Männern und einer jungen Frau. Von der Begrüssung an und über den gesamten Abend hinweg überzeugten alle mit einer guten Balance aus Professionalität und Gelassenheit (wir wurden dabei abwechselnd von allen einmal bedient). Die junge Dame wirkte zuerst eher von der verschlosseneren und leisen Sorte, sodass man die Erläuterung des ersten Gerichts beim Service schwer verstehen konnte, doch schon beim Abräumen beantworte sie unsere interessierten Fragen zu den Speisen sehr versiert und in kommunikativer Art und Weise. Das Auftreten am Gast passte also schon einmal zur lockeren, aber trotzdem auf Qualität bedachten Ausrichtung des Restaurants.
Da mir persönlich die 5 Gänge des "Omakase-Menüs" an diesem Abend zu viel gewesen wären, entschied ich mich, wie auch meine Begleitung, für die eigenständige Auswahl derer 3 Gerichte für mich. 2 Speisen sollten es für mein Gegenüber sein.
Leicht fiel die Auswahl dabei nicht, aber gerade das hier gelebte Konzept machte die Umsetzung meiner kulinarischen Vorliebe für eher eine Vorspeise mehr anstatt eines Desserts natürlich erfreulich einfach.
Nachdem wir unsere Wahl getroffen hatten und diese vom Service aufgenommen wurde, stellte nach weiteren 10 Minuten ein Tisch-Gedeck den kulinarischen Auftakt unseres heutigen Menüs dar. Dieses ist obligatorisch und schlägt mit 4€ pro Gast am Tisch zu Buche Obligatorischer „Couvert“: Hausgemachtes Sauerteigbrot, Salzbutter und Olivenöl.
Das Brot war aromatisch und hatte eine rösche Kruste. Die Krume hätte ich mir jedoch wärmer und fluffiger gewünscht, da sie sich am Gaumen doch recht kompakt bemerkbar machte.
Dazu gab es eine Nocke aufgeschlagener Butter, die dadurch nicht nur mit ihrer leichten und streichfähigen Konsistenz, sondern auch mit einer wohl dosierten Salzigkeit überzeugte.
Qualitativ stand dem auch das in einer kleinen Dosierflasche gereichte Olivenöl in nichts nach.
Sicher ist das ein sehr, auch angesichts des obligatorischen Preises, reduzierter Auftakt, dem zudem kein Gruß aus der Küche folgte, aber dieser Kritikpunkt soll angesichts der kulinarischen Leistung nicht gleich allzu schwer wiegen.
Das Brot wird übrigens ohne weiteren Aufpreis gerne nachgereicht.
Meine Speisenfolge startete daraufhin mit dem, wie bereits erwähnt, reduziert als Duett der Hauptzutaten angekündigte „Blumenkohl & Erbse“. „Blumenkohl & Erbse“.
Wie in der Karte näher erläutert, verband sich das dann als Viererlei in einer kleinen Schale. Die Erbse stellte als feines Püree am Boden die Basis. Dieses zeigte sich mit orientalischer Annoncierung durch Vadouvan geschmacklich bereits sehr spannend.
Ebenso stellte sie in Form eines Schaumes auch die Krone des Gerichts dar, wobei hier eine Limonensäure einen frischen Akzent lieferte.
Dazwischen sorgten knackige kleine Blumenkohlröschen, geraspelter roher Kohl und locker körniger Couscous für Fülle und Biss.
Der Auftakt erfreute mich also bereits durch sowohl eine gute geschmackliche Balance, als auch anregende Pointen durch Würze und Säure.
Für meine Begleitung sollte es mit einem mediterranen Reifen um „Tomate & Aubergine“ ebenfalls vegetarisch losgehen. „Tomate & Aubergine“.
Die Hauptrolle in dieser kalten Speise stellte eine Tarte dar, die für meine Begleitung etwas fest und kompakt daherkam und schwerer zu schneiden war. Wie uns der Service erläuterte, sollte sie auch eher für die Hand gemacht und deshalb stabiler sein. Geschmacklich tat dies aber keinen Abbruch. Dafür sorgte sowieso das nach „Caponata“-Art zubereitete Ragout von Tomaten und Auberginen, dass darauf thronte.
Zur geschmacklichen Verfeinerung gesellte sich ein auf gerösteten Sonnenblumenkernen gesetzten Eis aus gelben Tomaten, das mit
klarem Aroma überzeugen konnte.
Den letzten Feinschliff erfuhr dieses ebenfalls gut komponierte Gericht schließlich durch an Balsamico erinnernde Brösel auf dem Eis, dass den mediterranen Klang vollendete.
Mein zweiter Gang stellte sozusagen noch ein weitere Zwischenspeise dar, trug den Titel „Matjes & Rhabarber“ und sollte, soviel sei vorweg genommen, ein echtes Highlight darstellen. „Matjes & Rhabarber“.
Ein farblich an Brathering erinnerndes Filet des Meeresfisches thronte auf feinen Stiften vom Rhabarber und wurde mit frischem Schnittlauch und ein paar Röstzwiebelringen gekrönt.
Das zarte und charakteristisch säuerliche Filet erfuhr durch den Lack bereits eine schöne Akzentuierung.
Der Rhabarber war weder zu weich noch zu holzig und ebenfalls in seiner natürlichen Säure gehalten.
Somit war es der geröstete Hafer und die geschälten Mandeln, die die ganz spannende Komponente in dem Reigen darstellten. Nicht nur knusprige Abwechslung konnten die beitragen, sondern vor allem den süßen Konterpart zu Fisch und Rhabarber erfüllten sie perfekt. Da dies noch mit einer Nussigkeit gepaart war, addierte eine weitere Nuance.
Zusammen mit den ebenfalls aromatischen und süßlicheren Zwiebelzubereitungen wurde das Ensemble mit jedem Bissen immer besser, sodass ich am Ende schon traurig war, als der Teller leergefegt war.
Da mein Gegenüber nur zwei Gerichte wählte, entschied sie sich bei meinem zweiten Gang für ihre Pause, sodass wir unseren Abschluss wieder gemeinsam genießen konnten.
Ein herzhaftes Fleischgericht beschloss wie so häufig meine persönliche Speisenfolge, wobei sich dieses um „Rind & Rettich“ drehen sollte. „Rind & Rettich“.
Der spannende Cut vom „US Beef Onglet“ war Dank Sousvide-Garung natürlich wunderbar zart, aber durch das trotzdem kräftige Anbraten aromatisch und kernig, aber für mich vielleicht ein My zu kalt.
Die Navette gefiel in milder Form mit einer ebenfalls schönen Konsistenz als gekochtes Rübchen und geschmorte Scheibe, sowie auch roh als Nocke cremig angemachten Salats, der typische Würze, aber keine Schärfe hatte.
Der absolute „Gaumen-Pleaser“ war natürlich die knusprige Krokette, in der sich gezupftes Rippenfleisch versteckte.
Meerrettich als kleiner Tupfer auf dem Fleisch und unter der Krokette, der somit selbst dosiert werden konnte sorgte mit der Schärfe für belebende Spitzen.
Zweierlei Saucen, von denen der klassische tiefbraune Jus geschmacklich natürlich mit schöner Herzhaftigkeit im Vordergrund stand und das vermutlich kräuterige Öl (eventuell Schnittlauch) leiser im Hintergrund wirkte.
Auch hier machte wieder nicht nur jede Komponente sondern auch der Gesamteindruck besonders viel Freude in der herzhaften Fraktion.
Auf der anderen Seite des Tisches entschied sich meine Begleitung mit „Heilbutt & Steinpilz“ für eine Art „Surf & Forest“. „Heilbutt & Steinpilz“.
An Saftigkeit und Garpunkt der schneeweißen Tranche gab es auch bei ihr nichts zu bemängeln.
Vegetabile Begleiter waren darauf einige Pilzscheiben und gedämpfter Salicorn.
Waldige Herzhaftigkeit und Meeresgeschmack verband sich auch im flüssig-cremigen Fundament, welches aus einer aromatischen Steinpilzcreme und einer Sauce mit herrlich knackig-saftigen Herzmuscheln bestand. Eine kreative Kombination, die aber voll aufging.
Eine tolle Überraschung war zuletzt noch eine „Kichererbsen-Pommes“, zubereitet aus Kichererbsenmehl, dass wie eine Art Polenta zubereitet, abgekühlt und dann knusprig frittiert wurde.
Auch dieses Hauptgericht erfreute also in Außergewöhnlichkeit und Ausgewogenheit.
Da es kein Amuse zu Beginn gab überraschte das Ausbleiben von Petit Fours am Ende auch nicht. Aber es handelt sich ja mit unserer a la Carte Bestellung auch nicht um ein klassisches Menü, sodass dies erneut nicht als gravierender Abzug angesehen werden sollte.
Somit endete dieser kulinarische Abschluss des Hamburg-Tagesausflugs also nach ca. 2 Stunden und ich fasse wie gewohnt meinen ersten Gesamteindruck zum "erdbeerfressenden Drachen" noch einmal zusammen.
Die Lage direkt an der Binnenalster in Verbindung mit der abgerundeten, großen Fensterfront stellt natürlich eine sehr gute Kombination für einen weiten Blick dar. Doch auch auf der anderen Seite wirkt die große, offene Küche nicht als geruchs- oder geräuschmäßig störend, sondern bietet eher ebenfalls abwechslungsreiche Einblicke.
Auch wenn ich es an diesem Juni-Tag nicht direkt beurteilen kann, so könnte bei völliger Dunkelheit nur das Lichtkonzept an künstlicher Beleuchtung mit dem eher dunkleren Interieur eine vielleicht zu gedimmte Atmosphäre nach sich ziehen.
Das Mobiliar ist von den Sanitärräumen bis zu den Stühlen im Gastraum sehr schlicht und an der Theke z.B. auf simple Barstühle ohne Polster oder Lehne beschränkt. Trotzdem gewährte es uns bei unserem Besuch aber genug Komfort und Entspannung.
Der Service agierte über die Besuchszeit stets umsichtig, locker und gleichzeitig geschult. Das passt wie gesagt zum ungezwungenen aber trotzdem feinen Konzept des Lokals.
Die reduzierte Anzahl des Speisenangebots mit dem Konzept von an sich gleichwertigen Gerichten, bietet kulinarisch experimentierfreudigen und offenen Menschen eine tolle Basis für das ausprobieren nach eigenem Gusto und Gefühl. Gäste, die hier eher starr und wählerisch sind, werden dabei sicher weniger glücklich, aber das stellt für mich definitiv kein Problem auf der Seite des Restaurants dar.
Die von mir und meiner Begleitung gewählten Speisen präsentierten sich dabei stets handwerklich exakt zubereitet und fokussiert angerichtet. In der Gesamtheit überzeugte jedes Gericht mit Ausgewogenheit und trotzdem spannenden Nuancen, sodass auch kleine Abstriche (kompakte Tarte und Brot, etwas zu kühles Fleisch) nichts am großen Genuss änderten.
Somit konnten wir also für einen Preis von 42€ für 2 bzw. 63€ für 3 Gänge für eine meiner Meinung nach wirklich moderate Summe eine ansprechende Genuss-Dividende erhalten, wobei zur Höchstpunktzahl beim PLV nur noch wenigstens ein kleiner Gruß zu Beginn oder Ende fehlen würde.
Ich bin also froh, dass "Der erdbeerfressende Drache" nach den Pop-Up-Flügen und dem kleinen Schlaf hier nun eine dauerhafte "Drachenhöhle" für sich gefunden hat, denn das, was Thorsten Gillert und sein Team hier anbieten, ist im ganzen gastronomischen Sinne so unverkrampft und locker bei doch sehr ansprechendem kulinarisches Niveau, dass man hier wirklich gut und gerne in höherer Frequenz und spontan einkehren kann, ohne gleich den Dispo im Auge haben zu müssen. Deshalb ist es für mich eine gute Empfehlung für jeden Kulinarik-Freund.
Die große Hanse-Schwesterstadt von Lübeck war für mich mal wieder der Ort eines schönen Events, welches natürlich erneut mit einem dementsprechenden Restaurantbesuch abgeschlossen werden sollte. Schon vor vielen Jahren stand dabei ein neueres Restaurant mit ganz oben auf meiner Liste, dass diesen Platz aber nicht nur seinem mehr als außergewöhnlichem Namen zu verdanken hatte.
„Der erdbeerfressende Drache“ würde wohl im ersten Moment vielleicht ein guter Name für eine neue Attraktion in einem der bekannten „KARLS Erdbeerhöfe“ sein. Das sich jedoch ein... mehr lesen
Restaurant Der erdbeerfressende Drache
Restaurant Der erdbeerfressende Drache€-€€€Restaurant04069657299Alsterufer 3, 20354 Hamburg
4.5 stars -
"Nicht nur der Name, sondern auch Kulinarik und Konzept sind verdientermaßen einprägsam." NoTeaForMeDie große Hanse-Schwesterstadt von Lübeck war für mich mal wieder der Ort eines schönen Events, welches natürlich erneut mit einem dementsprechenden Restaurantbesuch abgeschlossen werden sollte. Schon vor vielen Jahren stand dabei ein neueres Restaurant mit ganz oben auf meiner Liste, dass diesen Platz aber nicht nur seinem mehr als außergewöhnlichem Namen zu verdanken hatte.
„Der erdbeerfressende Drache“ würde wohl im ersten Moment vielleicht ein guter Name für eine neue Attraktion in einem der bekannten „KARLS Erdbeerhöfe“ sein. Das sich jedoch ein
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„Der erdbeerfressende Drache“ würde wohl im ersten Moment vielleicht ein guter Name für eine neue Attraktion in einem der bekannten „KARLS Erdbeerhöfe“ sein. Das sich jedoch ein Restaurant mit „Fine Dining Anspruch“ dafür entscheidet, macht mehr als neugierig auf die Hintergründe und ist somit schon eine sehr gute Werbung an sich. "Mastermind" hinter diesem Lokal ist der 1967 geborene Thorsten Gillert, der in Hamburg bereits vor diesem Konzept gastronomisch sehr aktiv war. Seine kulinarischen Grundlagen fand er beim bekannten Josef Viehhauser im Hamburger "Le Canard". Nach den obligatorischen Wanderjahren zog es ihn Anfang der 2000er-Jahre wieder zurück in die "Perle" an der Elbe. Im "Artisan" bot er den Gästen bereits eine vielfach gelobte kreative und ausgefeilte Küche an. Nach 8 Jahren schloss er sein Restaurant aber und engagierte sich unter anderem als Koch auf der bekannten "MS Deutschland".
Doch 2018 ging es dann doch wieder zurück aufs Festland: natürlich nach Hamburg. Als "Pop-Up" verwirklichte er mit dem "Erdbeerfressenden Drachen" seine Vorstellung von moderner, kreativer Gastronomie. Bereits da stand sein Lokal schon ganz klar in meinem Fokus. Umso trauriger musste ich dann 2020 lesen, dass man das Projekt nach drei Pop-Up-Stationen und natürlich unter dem Eindruck der Pandemie einstellen musste.
Ende 2022 fiel mir dann hingegen wiederum eine erfreuliche Nachricht vor die Augen. Wo etwas endet, kann auch stets etwas Neues beginnen. In diesem Fall sorgte Tim Mälzers Aufgabe seines Bistros "Die gute Botschaft" direkt am Hamburger Alsterufer dafür, dass Thorsten Gillert seinen "Drachen" wieder fliegen lassen konnte. Nun wollte ich diese neu eröffnete Chance an diesem Juni-Samstag also endlich ergreifen.
Außenansicht.
Über die Herkunft des besonderen Namens erfährt man selbst auf der Website erst einmal nichts. Die gastronomische Idee, die man sich hier auf die Fahnen schreibt, wird dem interessierten Gast glücklicherweise schon verraten. So weit wagt sich der Drache aus seiner Erdbeer-Höhle also doch hervor.
"Im erdbeerfressenden Drachen servieren wir eine moderne Küche - durchdacht, präzise, hocharomatisch und elegant Unser Format sind kleine Gerichte, die wir mit besten Zutaten unserer Umgebung und Ideen und Inspirationen aus der ganzen Welt kochen." - absolut innovativ ist eine solche Ausrichtung gerade in solch Metropolen wir Hamburg sicher nicht mehr zu bezeichnen, sehr ansprechend und voll auf meine persönliche Vorlieben zugeschnitten ist es hingegen schon.
Im Gegensatz zu vielen Gourmet-Restaurants ist der kleine Umfang an feilgebotenen Speisen jedoch nicht in einem festen Menü formuliert, dass lediglich hinsichtlich der Anzahl der Gänge angepasst werden kann. In freier Auswahl kann man im "Erdbeerfressenden Drachen" nach Lust und Laune sowohl das Tapas-, als auch Sharing-Prinzip ausleben.
Wer hingegen doch überrascht werden möchte, kann dem Küchenteam in einem 5-Gang-Menü die Auswahl der Speisenfolge aber trotzdem überlassen. Dies wird dann, erneut dem japanischen Vorbild entsprechend, als "Omakase-Menü" bezeichnet und liegt preislich bei 73 € (vegan/vegetarisch) bis 84 €.
Aber auch bei der a la carte Wahl fordert die Küche vom Gast durchaus Offenheit und Experimentierfreudigkeit. So wird jedes Gericht lediglich mit zwei, wahrscheinlich Hauptzutaten betitelt. In der Karte vor Ort werden die Gerichte dann aber mit einer Art „Tabelle“ noch etwas erläutert, in der die Hauptbestandteile und deren Verarbeitungsform prägnant genannt werden (z.B. bei „Garnele & Zitrone“: Rotgarnele - geibeizt, konfiert ; Amalfi-Zitrone - Lack etc.). Man tappt als Gast also nicht vollkommen im Dunkeln und wird somit auch in seiner eigenen Kreativität, wie das Gericht dann wohl aussehen und schmecken würde, angeregt. Für mich eine tolle, ausgefallene Art einer Speisekarte.
Die Gleichwertigkeit dieser Gerichte zeigt dabei nicht nur die Tatsache, dass diese nicht in die klassischen Kategorien (Vorspeise / Hauptgericht / Dessert) eingeteilt sind, sondern auch die geringen preislichen Unterschiede, die eine Spannweite im 10er bis 20er Bereich haben und über diesen auch nicht hinausgehen.
Aktuell fanden sich im Angebot Kombinationen wie z.B. „Spinat & Sesam“; „Wild & Erdbeere“; „Saibling & Stachelbeere“ oder auch „Waldmeister & Schokolade“.
Die abgerundete Außenwand des Lokals ermöglicht dem Gast durch große, bodentiefe Fenster den Blick auf die in Nachbarschaft liegende Außenalster. Führt man seinen Blick dann zur anderen Seite, ermöglicht hingegen die komplett offene Küche einen nicht minder spannenden Blick in das Hand- und Kunstwerk des Teams an Töpfen und Pfannen.
Blick zur offenen Küche.
Der dieser vorgelagerte, mit einer großen Glühlampeninstallation an der Decke hell illuminierte Thekenbereich erinnert nicht ohne Grund z.B. an die Aufmachung vieler japanischer Sushi-Restaurants. So steht das direkte anrichten, zubereiten und übergeben der Speisen an den Gast doch ebenso für die absolute Frische und Transparenz, die man sicher auch hier ausstrahlen möchte.
Der restliche Gastraum.
Darüber hinaus lässt sich die Einrichtung hingegen als sehr schlicht bezeichnen. Tische und Boden folgen einem grauen Farbton, der sich an die rohe Beton-Decke angleicht. An den wenigen, schwarz gestrichenen Seitenwänden hat man mit moderner Kunst versucht, wenigstens ein paar Farbtupfer zu setzen. Im Juni sind die Tage ja glücklicherweise sehr lang, sodass auch zum frühen Abend noch viel natürliches Umgebungslicht den Gastbereich füllt. Im Winter kann ich mir bei vollkommener Dunkelheit aber schon vorstellen, dass die dunkle Farbgebung in Kombination mit der dominierenden Lichtinstallation über dem Tresen eine doch zu geringe Helligkeit an den Fenster-Tischen sorgt. Das würde ich aber auch als einzigen, möglichen Abzug hinsichtlich der Atmosphäre bezeichnen.
In Sachen Sitzkomfort sind die blanken Barstühle ohne Polsterung oder Lehne an der Theke sicherlich nur für relativ kurze Besuchszeiten geeignet. An den übrigen Tischen im Gastraum befinden sich ebenfalls Stühle in Naturholzoptik, die zwar ein Leder-Sitzpolster, aber zum Beispiel nur eine ungepolsterte Rückenlehne besitzen. Das unterstreicht sicher auch das Konzept des Restaurants, dass eben kein klassisches "Gourmetrestaurant", sondern mehr ein qualitatives Restaurant auch "für jeden Tag" bzw. spontane Einkehr sein möchte. Wir fühlten uns an unserem Sitzplatz den ganzen 2 h langen Besuch über hinweg aber wohl und saßen stets bequem.
Auch die Nassräume sind von einer für das angestrebte kulinarische Niveau eher einfachen Sorte und Einrichtung, aber dafür sauber.
Das Serviceteam bestand an diesem frühen Abend aus zwei jungen Männern und einer jungen Frau. Von der Begrüssung an und über den gesamten Abend hinweg überzeugten alle mit einer guten Balance aus Professionalität und Gelassenheit (wir wurden dabei abwechselnd von allen einmal bedient). Die junge Dame wirkte zuerst eher von der verschlosseneren und leisen Sorte, sodass man die Erläuterung des ersten Gerichts beim Service schwer verstehen konnte, doch schon beim Abräumen beantworte sie unsere interessierten Fragen zu den Speisen sehr versiert und in kommunikativer Art und Weise. Das Auftreten am Gast passte also schon einmal zur lockeren, aber trotzdem auf Qualität bedachten Ausrichtung des Restaurants.
Da mir persönlich die 5 Gänge des "Omakase-Menüs" an diesem Abend zu viel gewesen wären, entschied ich mich, wie auch meine Begleitung, für die eigenständige Auswahl derer 3 Gerichte für mich. 2 Speisen sollten es für mein Gegenüber sein.
Leicht fiel die Auswahl dabei nicht, aber gerade das hier gelebte Konzept machte die Umsetzung meiner kulinarischen Vorliebe für eher eine Vorspeise mehr anstatt eines Desserts natürlich erfreulich einfach.
Nachdem wir unsere Wahl getroffen hatten und diese vom Service aufgenommen wurde, stellte nach weiteren 10 Minuten ein Tisch-Gedeck den kulinarischen Auftakt unseres heutigen Menüs dar. Dieses ist obligatorisch und schlägt mit 4€ pro Gast am Tisch zu Buche
Obligatorischer „Couvert“: Hausgemachtes Sauerteigbrot, Salzbutter und Olivenöl.
Das Brot war aromatisch und hatte eine rösche Kruste. Die Krume hätte ich mir jedoch wärmer und fluffiger gewünscht, da sie sich am Gaumen doch recht kompakt bemerkbar machte.
Dazu gab es eine Nocke aufgeschlagener Butter, die dadurch nicht nur mit ihrer leichten und streichfähigen Konsistenz, sondern auch mit einer wohl dosierten Salzigkeit überzeugte.
Qualitativ stand dem auch das in einer kleinen Dosierflasche gereichte Olivenöl in nichts nach.
Sicher ist das ein sehr, auch angesichts des obligatorischen Preises, reduzierter Auftakt, dem zudem kein Gruß aus der Küche folgte, aber dieser Kritikpunkt soll angesichts der kulinarischen Leistung nicht gleich allzu schwer wiegen.
Das Brot wird übrigens ohne weiteren Aufpreis gerne nachgereicht.
Meine Speisenfolge startete daraufhin mit dem, wie bereits erwähnt, reduziert als Duett der Hauptzutaten angekündigte „Blumenkohl & Erbse“.
„Blumenkohl & Erbse“.
Wie in der Karte näher erläutert, verband sich das dann als Viererlei in einer kleinen Schale. Die Erbse stellte als feines Püree am Boden die Basis. Dieses zeigte sich mit orientalischer Annoncierung durch Vadouvan geschmacklich bereits sehr spannend.
Ebenso stellte sie in Form eines Schaumes auch die Krone des Gerichts dar, wobei hier eine Limonensäure einen frischen Akzent lieferte.
Dazwischen sorgten knackige kleine Blumenkohlröschen, geraspelter roher Kohl und locker körniger Couscous für Fülle und Biss.
Der Auftakt erfreute mich also bereits durch sowohl eine gute geschmackliche Balance, als auch anregende Pointen durch Würze und Säure.
Für meine Begleitung sollte es mit einem mediterranen Reifen um „Tomate & Aubergine“ ebenfalls vegetarisch losgehen.
„Tomate & Aubergine“.
Die Hauptrolle in dieser kalten Speise stellte eine Tarte dar, die für meine Begleitung etwas fest und kompakt daherkam und schwerer zu schneiden war. Wie uns der Service erläuterte, sollte sie auch eher für die Hand gemacht und deshalb stabiler sein. Geschmacklich tat dies aber keinen Abbruch. Dafür sorgte sowieso das nach „Caponata“-Art zubereitete Ragout von Tomaten und Auberginen, dass darauf thronte.
Zur geschmacklichen Verfeinerung gesellte sich ein auf gerösteten Sonnenblumenkernen gesetzten Eis aus gelben Tomaten, das mit
klarem Aroma überzeugen konnte.
Den letzten Feinschliff erfuhr dieses ebenfalls gut komponierte Gericht schließlich durch an Balsamico erinnernde Brösel auf dem Eis, dass den mediterranen Klang vollendete.
Mein zweiter Gang stellte sozusagen noch ein weitere Zwischenspeise dar, trug den Titel „Matjes & Rhabarber“ und sollte, soviel sei vorweg genommen, ein echtes Highlight darstellen.
„Matjes & Rhabarber“.
Ein farblich an Brathering erinnerndes Filet des Meeresfisches thronte auf feinen Stiften vom Rhabarber und wurde mit frischem Schnittlauch und ein paar Röstzwiebelringen gekrönt.
Das zarte und charakteristisch säuerliche Filet erfuhr durch den Lack bereits eine schöne Akzentuierung.
Der Rhabarber war weder zu weich noch zu holzig und ebenfalls in seiner natürlichen Säure gehalten.
Somit war es der geröstete Hafer und die geschälten Mandeln, die die ganz spannende Komponente in dem Reigen darstellten. Nicht nur knusprige Abwechslung konnten die beitragen, sondern vor allem den süßen Konterpart zu Fisch und Rhabarber erfüllten sie perfekt. Da dies noch mit einer Nussigkeit gepaart war, addierte eine weitere Nuance.
Zusammen mit den ebenfalls aromatischen und süßlicheren Zwiebelzubereitungen wurde das Ensemble mit jedem Bissen immer besser, sodass ich am Ende schon traurig war, als der Teller leergefegt war.
Da mein Gegenüber nur zwei Gerichte wählte, entschied sie sich bei meinem zweiten Gang für ihre Pause, sodass wir unseren Abschluss wieder gemeinsam genießen konnten.
Ein herzhaftes Fleischgericht beschloss wie so häufig meine persönliche Speisenfolge, wobei sich dieses um „Rind & Rettich“ drehen sollte.
„Rind & Rettich“.
Der spannende Cut vom „US Beef Onglet“ war Dank Sousvide-Garung natürlich wunderbar zart, aber durch das trotzdem kräftige Anbraten aromatisch und kernig, aber für mich vielleicht ein My zu kalt.
Die Navette gefiel in milder Form mit einer ebenfalls schönen Konsistenz als gekochtes Rübchen und geschmorte Scheibe, sowie auch roh als Nocke cremig angemachten Salats, der typische Würze, aber keine Schärfe hatte.
Der absolute „Gaumen-Pleaser“ war natürlich die knusprige Krokette, in der sich gezupftes Rippenfleisch versteckte.
Meerrettich als kleiner Tupfer auf dem Fleisch und unter der Krokette, der somit selbst dosiert werden konnte sorgte mit der Schärfe für belebende Spitzen.
Zweierlei Saucen, von denen der klassische tiefbraune Jus geschmacklich natürlich mit schöner Herzhaftigkeit im Vordergrund stand und das vermutlich kräuterige Öl (eventuell Schnittlauch) leiser im Hintergrund wirkte.
Auch hier machte wieder nicht nur jede Komponente sondern auch der Gesamteindruck besonders viel Freude in der herzhaften Fraktion.
Auf der anderen Seite des Tisches entschied sich meine Begleitung mit „Heilbutt & Steinpilz“ für eine Art „Surf & Forest“.
„Heilbutt & Steinpilz“.
An Saftigkeit und Garpunkt der schneeweißen Tranche gab es auch bei ihr nichts zu bemängeln.
Vegetabile Begleiter waren darauf einige Pilzscheiben und gedämpfter Salicorn.
Waldige Herzhaftigkeit und Meeresgeschmack verband sich auch im flüssig-cremigen Fundament, welches aus einer aromatischen Steinpilzcreme und einer Sauce mit herrlich knackig-saftigen Herzmuscheln bestand. Eine kreative Kombination, die aber voll aufging.
Eine tolle Überraschung war zuletzt noch eine „Kichererbsen-Pommes“, zubereitet aus Kichererbsenmehl, dass wie eine Art Polenta zubereitet, abgekühlt und dann knusprig frittiert wurde.
Auch dieses Hauptgericht erfreute also in Außergewöhnlichkeit und Ausgewogenheit.
Da es kein Amuse zu Beginn gab überraschte das Ausbleiben von Petit Fours am Ende auch nicht. Aber es handelt sich ja mit unserer a la Carte Bestellung auch nicht um ein klassisches Menü, sodass dies erneut nicht als gravierender Abzug angesehen werden sollte.
Somit endete dieser kulinarische Abschluss des Hamburg-Tagesausflugs also nach ca. 2 Stunden und ich fasse wie gewohnt meinen ersten Gesamteindruck zum "erdbeerfressenden Drachen" noch einmal zusammen.
Die Lage direkt an der Binnenalster in Verbindung mit der abgerundeten, großen Fensterfront stellt natürlich eine sehr gute Kombination für einen weiten Blick dar. Doch auch auf der anderen Seite wirkt die große, offene Küche nicht als geruchs- oder geräuschmäßig störend, sondern bietet eher ebenfalls abwechslungsreiche Einblicke.
Auch wenn ich es an diesem Juni-Tag nicht direkt beurteilen kann, so könnte bei völliger Dunkelheit nur das Lichtkonzept an künstlicher Beleuchtung mit dem eher dunkleren Interieur eine vielleicht zu gedimmte Atmosphäre nach sich ziehen.
Das Mobiliar ist von den Sanitärräumen bis zu den Stühlen im Gastraum sehr schlicht und an der Theke z.B. auf simple Barstühle ohne Polster oder Lehne beschränkt. Trotzdem gewährte es uns bei unserem Besuch aber genug Komfort und Entspannung.
Der Service agierte über die Besuchszeit stets umsichtig, locker und gleichzeitig geschult. Das passt wie gesagt zum ungezwungenen aber trotzdem feinen Konzept des Lokals.
Die reduzierte Anzahl des Speisenangebots mit dem Konzept von an sich gleichwertigen Gerichten, bietet kulinarisch experimentierfreudigen und offenen Menschen eine tolle Basis für das ausprobieren nach eigenem Gusto und Gefühl. Gäste, die hier eher starr und wählerisch sind, werden dabei sicher weniger glücklich, aber das stellt für mich definitiv kein Problem auf der Seite des Restaurants dar.
Die von mir und meiner Begleitung gewählten Speisen präsentierten sich dabei stets handwerklich exakt zubereitet und fokussiert angerichtet. In der Gesamtheit überzeugte jedes Gericht mit Ausgewogenheit und trotzdem spannenden Nuancen, sodass auch kleine Abstriche (kompakte Tarte und Brot, etwas zu kühles Fleisch) nichts am großen Genuss änderten.
Somit konnten wir also für einen Preis von 42€ für 2 bzw. 63€ für 3 Gänge für eine meiner Meinung nach wirklich moderate Summe eine ansprechende Genuss-Dividende erhalten, wobei zur Höchstpunktzahl beim PLV nur noch wenigstens ein kleiner Gruß zu Beginn oder Ende fehlen würde.
Ich bin also froh, dass "Der erdbeerfressende Drache" nach den Pop-Up-Flügen und dem kleinen Schlaf hier nun eine dauerhafte "Drachenhöhle" für sich gefunden hat, denn das, was Thorsten Gillert und sein Team hier anbieten, ist im ganzen gastronomischen Sinne so unverkrampft und locker bei doch sehr ansprechendem kulinarisches Niveau, dass man hier wirklich gut und gerne in höherer Frequenz und spontan einkehren kann, ohne gleich den Dispo im Auge haben zu müssen. Deshalb ist es für mich eine gute Empfehlung für jeden Kulinarik-Freund.