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Kneflers Küche bietet neben bewährten Pfalzklassikern (Saumagen, Blut-/Leberwurststrudel, Rumpsteak) auch gerne international Inspiriertes. Bei seinen Kreationen abseits der ausgetretenen Weinstubenkulinarik kann der ehemalige Wissler-Schüler seinem Gespür für Aromenharmonie freien Lauf lassen. Seine teils exotisch, teils orientalisch angehauchten Speisen kommen in der Regel mit kreativem Twist auf die Teller und sind vor allem eines: beherzt gewürzt.
Dieses Zusatzangebot sucht man in der mit rustikalem Holzeinband ausgestatteten Standardkarte allerdings vergeblich. Viele Stammgäste blicken deshalb von vornherein nur auf die große Schiefertafel, die im urigen Sandsteinambiente eines alten Gutshauses von Tisch zu Tisch getragen wird. Denn genau hier findet der weltoffene Gourmand jene Preziosen, wegen denen er den Weg nach Frankweiler – auch von weiter her – angetreten ist.
Auch uns verschlägt es wegen diesem recht übersichtlichen, aber umso außergewöhnlicheren Speiseprogramm in der Regel einmal pro Jahr in die Knefler’sche Würzstube. Bei unserem letzten Besuch Ende September standen mit dem Island-Kabeljau auf Artischockengemüse und rotem Reis und dem Seeteufel auf scharfem Asiagemüse und Quinoa (beide jeweils 25,90 Euro) gleich zwei appetitanregende Fischgerichte für bekennende Schuppentierfreunde auf der Gourmettafel.
Fleischesser durften sich indes an Kaninchen-Saltimbocca mit mediterranem Gemüse und Polenta (21,90 Euro), Barbarie-Entenbrust mit frischen Pfifferlingen und Kräuterflan (23,90 Euro) sowie einer Variation vom Pfälzer Reh auf Rahmkohlrabi und Serviettenknödel (auch 23,90 Euro) erfreuen. Die aus fünf Gerichten bestehende Empfehlungspalette klang also sehr vielversprechend.
Zwei Flaschen Mineralwasser (jeweils 5,50 Euro) für den Durst und zwei Viertel Rotwein für den Genuss. So lautete die einfache Getränkeformel an jenem Septemberabend. Was den Wein betraf, so entschieden wir uns für eine süffig-trockene Cuvée aus Cabernet Dorsa und St. Laurent vom Weingut Faubel aus Maikammer (5,90 Euro) und einen kräftigen Bobal y Tempranillo von Heiner Sauers spanischem Weingut Bodegas Palmera (6,90 Euro). Beide konnten geschmacklich überzeugen, waren dabei aber nicht zu dominant und harmonierten deshalb gut mit unseren Hauptgerichten.
Meine Frau entschied sich für ein stärkendes Vorwegprogramm. Ihre doppelte Kraftbrühe mit Blut- und Leberwurstravioli (6,50 Euro) überzeugte als ehrlich zubereitete Powerconsommé. Etwas orientalischer kam dagegen mein Kürbisschaumsüppchen (6,50 Euro) ins zeitgemäße Keramikoval. Den Duft nach Koriander, Kumin & Ko. inhalierend genoss ich diese wunderbar abgeschmeckte Herbstbrühe, die auch in puncto Säure keine Wünsche offenließ. Für mich war das eine saisonale Wohlfühlschüssel mit genau dem richtigen Maß an exotischer Würze. Der Knefler, der kann’s halt!
Bei den Hauptgerichten hatten wir uns selbstverständlich an die Specials von der Schiefertafel gehalten. Meine Gattin reizte die Rehkombi, während sich meinereiner für den scharfen Seeteufel begeisterte. Dieser setzte schon beim Serviervorgang eine wohlige Zitronengraswolke am Tisch frei. Die noch leicht glasigen Tranchen vom sensationell saftigen Fisch thronten auf einem von grünem Gemüsecurry durchtränkten Quinoa-Hügel. Süffig und herrlich aromatisch zugleich wurde dieses mit Galgant, Koriander und Kurkuma verfeinerte Fischgericht aus der Pfanne gehoben. Seine anregende Schärfe, die nach zeitlicher Verzögerung für ein angenehmes Brennen auf der Zunge sorgte, erhielt diese wohlgeratene Gaumenfreude vermutlich von der fiesen kleinen Schote in Rot, die hier maßvolle Verwendung fand.
Ähnlich begeistert zeigte sich meine Frau über ihr „Reherlei“. Rosagebratener, fein tranchierter Rücken, herrlich mürbe geschmortes Fleisch von der Keule und eine kleine Frikadelle wurden von zwei in Butterschmalz angebratenen Serviettenknödelscheiben flankiert. Rahmkohlrabi steuerte die vegetabile Komponente bei. Eine delikate dunkle Wildjus rundete den überzeugenden, ohne störende Interferenzen aus der Ikebana-Ecke zubereitenden Hubertusteller gekonnt ab.
Die texturelle Abwechslung bei der Rehverwertung tat dem Gericht gut. Kneflers Hang zum beherzten Würzen konnte auch dieser Teller nicht leugnen. Jedoch wurde hier nicht hart an der Salz- bzw. Pfeffergrenze gespielt, sondern mit sicherer Hand beim Abschmecken ein Rehensemble in klassischer Dreikomponentenmanier kredenzt. Nicht nur für Wildfleischaffine eine kleine Offenbarung.
Zum süßen Finale teilten wir uns ein bewährtes Dessert von der Standardkarte. Nicht zum ersten Mal genossen wir den warmen (Schokoküchlein) und kalten (Schokoparfait) Valrhona-Nachtisch mit gepfefferter Ananas und Safraneis (11 Euro). Ein ungeniert aus dem Vollen zu löffelnder süß-herber Abschluss aus der Ruprik „Genuss ohne Reue“, der jedes Mal comme il faut die Küche verließ. Ach, wie schön, dass es diese sündhaft leckeren Ewigkeitswerte noch gibt. Denn ein echter Pfälzer zagt im Süßen nie!
Vielleicht verschlägt es uns ja auch mal in den Sommermonaten nach Frankweiler. Denn jedes Mal kommt mir beim Verlassen dieser Weinstube in den Sinn, wie genüsslich man sich doch die Zeit im liebenswürdig anmutenden Innenhof vertreiben könnte. Bisher haben wir das noch nicht geschafft, aber für das nächste Jahr fest vorgenommen.