Geschrieben am 27.04.2024 2024-04-27| Aktualisiert am
27.04.2024
Besucht am 03.03.2024Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 115 EUR
Mal wieder im japanischen Viertel der Landeshauptstadt untergekommen, konnte ich von meinem Hotelzimmer die langen Schlangen (hauptsächlich europäischer Gäste) vor dem Takumi und vieler anderer Läden auf der Immermannstraße beobachten. Auf langes Warten und womöglich gehetztes Essen hatte ich aber so überhaupt keine Lust. Wer weiß, ob ich sonst den Weg in dieses eher kleine Restaurant gefunden hätte, das ein Ableger des bekannteren Kushi-tei of Tokyo ist und den Fokus auf Spezialitäten der nördlichsten Hauptinsel Hokkaido legt.
Aber auch die „üblichen Verdächtigen“ sind im Angebot, so dass bei leisem J-Pop ein bunt gemischtes Publikum zugegen war. Der vordere Bereich zur Straße war komplett besetzt, aber im hinteren Teil waren noch etliche freie Plätze verfügbar. Wie „beim Japaner“ gewohnt, bot man dem einzelnen Gast einen Platz vor der Sushi-Theke an. Das kann auch ganz interessant sein, aber hier war das gläserne Buffet reichlich mit Tages- und Wochen-Angeboten bepflastert, auf Dauer eine etwas eintönige Aussicht. Meine Frage nach einem Platz am Tisch wurde sofort bejaht, und ich durfte auf einer gepolsterten Bank unter farbenfrohen Manga-Szenen vom Markt in Hokkaido Platz nehmen.
Wie überhaupt der Service tadellos und regelrecht freundlich agierte. Man merkte doch deutlich die japanische Mentalität, den Gast, wenn irgend möglich, absolut zufriedenzustellen. Auch mein Wunsch nach einer in der Karte nicht vorgesehen Auflage für mein nigiri wurde nach einer kurzen Diskussion mit dem Chef erfüllt. Im Gegenteil entschuldigte man sich, dass es etwas dauern würde.
Einziger Nachteil der hinteren Plätze ist eindeutig die Nähe zur Küche, in der die Fritteuse Schwerstarbeit verrichtete. Ob die Entlüftung immer so schwach ist, weiß ich natürlich nicht. An diesem Abend zog durch den Pass und die leider häufig offen stehende Küchentür deutlicher Fettgeruch in den Gastraum. Und eben auch in die Kleidung, so dass ich bei einem Wiederholungsbesuch unbedingt den vorderen Bereich vorziehen würde. Den Punktabzug habe ich bei Sauberkeit vorgenommen, nicht bei Ambiente.
Für einen gewissen Überblick bestellte ich „quer durch den Garten“ in mehreren Durchgängen:
Leicht frittierten Tofu (age-tofu), Tintenfisch mit Gurke (tako-su 7,8€), frittierte Tintenfisch-Tentakel (geso-kara 9,8€)
Sashimi vom Thunfischbauch (chu-toro 19,8€)
Nigiri mit geflämmter Jakobsmuschel, Seeigel, Gelbschwanzmakrele
Als Krönung unagi, den Süßwasseraal, dessen aufwändigster Zubereitung in Japan eigene Restaurants gewidmet sind. Da zum Abschluss natürlich noch süßes Omelett (tamago) wartete, wäre mir ein Hauptgericht zu mächtig gewesen, daher der oben beschriebene Wunsch einer kleinen Kostprobe als Auflage für zwei Reishäppchen.
Mit kleinen Abstrichen haben alle Gerichte überzeugt, teilweise sogar begeistert. Es wurde zügig serviert und wie so oft in dieser Art von Gastronomie waren die Portionen offensichtlich zum Teilen gedacht.
Der Seidentofu, ganz fein mit Tempurateig umhüllt in einem würzigen Dashi serviert, war für meinem Geschmack entweder zu groß oder zu kurz frittiert worden. Jedenfalls war das Innere noch recht kalt. Vielleicht „muss“ das ja auch so und ich habe bislang immer nur armselige Nachahmungen bekommen. Aber egal, mir hätte es besser geschmeckt, wenn es durchgehend heiß gewesen wäre. Dafür kam ich in die Genuss einer kurz gegrillten, milden Chilischote und zweier knackiger Garnelen. Fein geriebener Rettich und etwas Misopaste sind Standard.
Ein klassischer Snack sind gekochte Oktopus-Scheiben mit Gurke.
Frisch und zart, der Beweis, dass die Tentakel nicht zäh sein müssen. In einer milden Vinaigrette bildeten einen schönen Gegenpart zu meiner dritten Vorspeise. Die Tintenfisch-Füßchen kamen heiß und knusprig aus der Fritteuse. Im Gegensatz zum Weichtier-Kollegen allerdings ein wenig hart.
Schade, denn in die Mayo gestippt, war das natürlich wieder mal feines japanisches Bar-Soulfood.
Nach dieser passablen Runde nippte ich brav an meinem alkoholfreien Bier und wähnte mich doch unerwartet in einer Izakaya, der inzwischen auch hierzulande bekannten japanischen Feierabend-Kneipe für den Kollegenkreis.
Der folgende Gang radierte den Gedanken in Sekundenschnelle aus: Der Tuna der katalanischen Edelmanufaktur Balfego (gefangen im Mittelmeer zwischen Mai und Juni, geschlachtet nach der japanischen Ikejime-Methode) hatte den perfekten Fettanteil, vermutlich aus der Mitte des Bauches (chu-toro) und dadurch einen wunderbaren Schmelz. Im Mund entsteht das Gefühl, dass das Fleisch mehr schmilzt, als dass man es kaut. Trotzdem aber Struktur. Noch fettere Stücke aus dem Bauchlappen hatte ich auch schon an anderer Stelle, aber das war mir denn doch zu sehr, wie ein Stück Schmalz zu lutschen. Hier war es himmlisch. Natürlich wurde eine solche Qualität pur genossen, mit einer Winzigkeit Meerrettich und einem Tropfen Sojasauce.
Mit der nächsten Runde wurde es einerseits bodenständiger, aber nicht weniger gut. Bei den nigiri-sushi war zuallererst der Reis zu loben: Körnig, nicht pappig, minimaler Biss und mild gesäuert.
Als Auflage hatte mich entschieden für
Gelbschwanzmakrele (hamachi tadellos)
geflämmte Jakobsmuschel (aburi hotate süß und röstig: Sehr geil!)
Und als aromatischen Höhepunkt den intensiven Seeigel (uni) - „die“ Spezialität Hokkaidos - Sehr weich, schöne Cognac-Farbe, intensiv jodig, immer eine Herausforderung (für Nerds: https://www.biorama.eu/seeigelernte/). Aber wo, wenn nicht hier?
Nach dem Meeresaroma von Seeigel kann nicht mehr viel kommen. Außer natürlich unagi, der häufig zur Jahresmitte als Kraftspender für die kalte Jahreszeit genossenen Aal-Spezialität! Das hat absolut nicht mit dem (durchaus leckeren) norddeutschen Räucheraal zu tun und ist niemals, ich wiederhole Niemals! in normalen (deutsch/vietnamesisch/pan-asiatischen) Sushirestaurants zu probieren. Außer man steht auf im schlechtesten Fall gummiartige Bauchlappen und im besten schulterzuckendes „Ja, ganz lecker.“
Bitte nur in japanischen Restaurants, die auf eine hinreichende Gästeschar zurückgreifen können, die den aberwitzig aufwändigen Herstellungsprozess schätzen und auch bezahlen wollen!
Der unagi im Zero Banchi gehörte sicherlich zu den Top 3 meines Lebens: Leicht warm, leicht rauchig, leicht süß, intensives umami - ein Feuerwerk der sich ergänzenden, vollmundigen Geschmäcker. Dabei weich, aber nicht matschig, den Mund auskleidend, aber nicht fettig im herkömmlichen Sinn. Ein Maul voll wonnigem Wohlgeschmack!
Gut, dass danach leckeres tamago, das in der speziellen rechteckigen Pfanne sanft gestockte süße Schicht-Omelett, mein Menü beruhigend beendete.
Japanisches Essen in dieser Vielfalt und handwerklichen Güte wäre ein wirklich starker Grund umzuziehen. Ob nach London oder Keeken am Niederrhein wäre noch zu klären.
Mal wieder im japanischen Viertel der Landeshauptstadt untergekommen, konnte ich von meinem Hotelzimmer die langen Schlangen (hauptsächlich europäischer Gäste) vor dem Takumi und vieler anderer Läden auf der Immermannstraße beobachten. Auf langes Warten und womöglich gehetztes Essen hatte ich aber so überhaupt keine Lust. Wer weiß, ob ich sonst den Weg in dieses eher kleine Restaurant gefunden hätte, das ein Ableger des bekannteren Kushi-tei of Tokyo ist und den Fokus auf Spezialitäten der nördlichsten Hauptinsel Hokkaido legt.
Aber auch die „üblichen... mehr lesen
Restaurant Zero Banchi
Restaurant Zero Banchi€-€€€Restaurant021136776630Immermannstraße 34, 40210 Düsseldorf
4.0 stars -
"Wenn sich die Nebel lichten" DerBorgfelderMal wieder im japanischen Viertel der Landeshauptstadt untergekommen, konnte ich von meinem Hotelzimmer die langen Schlangen (hauptsächlich europäischer Gäste) vor dem Takumi und vieler anderer Läden auf der Immermannstraße beobachten. Auf langes Warten und womöglich gehetztes Essen hatte ich aber so überhaupt keine Lust. Wer weiß, ob ich sonst den Weg in dieses eher kleine Restaurant gefunden hätte, das ein Ableger des bekannteren Kushi-tei of Tokyo ist und den Fokus auf Spezialitäten der nördlichsten Hauptinsel Hokkaido legt.
Aber auch die „üblichen
Geschrieben am 06.04.2024 2024-04-06| Aktualisiert am
07.04.2024
Besucht am 25.10.2023Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 87 EUR
Ein Azit, wer wüsste das nicht (der eine Suchmaschine bedienen kann), ist ein mehr oder minder heimlicher Treffpunkt, um sich mit seinen Kumpels zu treffen.
Nachdem ich freundlich zu zwei Besuchen in der Düsseldorfer Charlottenstraße hereingewunken wurde
kann ich zumindest bestätigen, dass sich in der eher etwas lieblosen, hell beleuchteten Einrichtung kleinere und größere Gruppen trafen, bei denen es sich der Kleidung nach zu urteilen um Kollegen nach der Arbeit handelten. Dazwischen mischten sich Freundinnen und einzelne Paare, fast alle unterhielten sich in asiatischen Sprachen.
Bei K-Pop aller Stilrichtungen geht es ungezwungen nach Kneipenart zu, man nimmt sich die Getränke (auch den Wein) aus großen Kühlschränken, berechnet wird, was angebrochen auf dem Tisch steht. Die Selbstbedienung kann schon mal zu seltsamen Situationen führen, wenn der unbedarfte Einheimische die 0,5l-Flasche durstig ansetzt und nach einem wirklichen tiefen Zug bemerkt, dass es sich nicht um Limo sondern um Soju handelt, die beliebteste koreanische Spirituose, mit der gemeinhin aus kleinen Gläsern angestoßen wird. Die Aufmerksamkeit der Gäste war mir schlagartig gewiss! Naja, bei schlappen 20 Volumenprozent in der Pflaumenversion hab ich dann einfach mal durchgezogen und gehofft, dass mich die recht fettlastige Küche rettet. Später bin ich dann auf Wasser (5€/0,75l) und eine Flasche feinherben Moselriesling (25€) umgestiegen, der mich noch ins Hotelzimmer begleitete. Denn was geöffnet ist, wird berechnet und stehenlassen ist feige…
Bei der folgenden Einkehr hab ich es nach dem Prinzip des Yin und Yang mit alkoholfreiem Bier (3€) zum Ausgleich ruhiger angehen lassen.
Sprachschwierigkeiten gab es kaum, gerade die jüngeren, gewohnt reserviert agierenden Bedienungen sprechen für den Bestellvorgang ausreichend deutsch und die Speisekarte ist mehrsprachig und gut bebildert.
Wie beim Koreaner üblich wurden bei meinen Besuchen zunächst unterschiedliche kleine Appetizer serviert: süß-sauer eingelegter Weißkohl, sehr leckere kleine Kartöffelchen in Öl und Zucker, ungewöhnlich süßer Geschmack. Und ein Nudel-Apfelsalat in Mayonnaise schmeckte überraschend leicht. Ich bestellte dazu Reis (3€) und Kimchi (4€), der zwar erträglich scharf war, aber doch den Kreislauf anregte.
Als Vorspeise (ohne Foto) nahm ich vier Mandu (6€), die erst angebraten, aber dann wieder gedämpft waren. Zwar nicht mehr knusprig, aber lecker süß-würzig gefüllt.
Mein koreanisches Lieblingsgericht sind Jeon, die dicken, fluffigen Eierkuchen(10€), gern als Pa Jeon mit Meeresfrüchten. Und der hier kam frisch und außen knusprig aus der Pfanne, die „Einlage“ bestand aus Garnelen, Miesmuscheln und Tintenfisch, alles geschmacklich deutlich zu identifizieren.
Bei zugegeben bescheidenen Erfahrungen mein bester Eierkuchen ever. Passt übrigens sehr gut zu Soju;-)
Beim zweiten Besuch war es deutlich voller. Außer mir sogar 1 (in Worten ein) weiterer deutscher Muttersprachler (allerdings mit seiner - vermutlich - koreanischen Freundin).
Nach den schon bekannten Appetizern bestellte ich mal statt des inzwischen doch recht bekannten Fried Chicken (hatte ich kurz vorher in Hamburg im San geknabbert) mal dünn geschnittenen Schweinenacken (18€), der in einem glatten, gut gewürzten Teig blasig ausgebacken und mit Kräuter bestreut war. Zum Dippen eine Majonäse mit ordentlich Gochujang, dem koreanischen Chili. Das hatte schon den berühmten Doppel-Wumms! Klar, soll ja zum Trinken anregen. Dazu mäßig heiße und leider nur mäßig knusprige Pommes. Als Ausgleich zum Fettigen gab es rohe Weißkohlstreifen.
Aber mit einem mächtigen Schlag Cocktailsauce. Natürlich.
Im Azit ist fast alles Soulfood, fettig und lecker und macht Durst. Bestes Kneipenessen, also. In diesem Schlupfwinkel versteckt man sich gerne, am Besten tatsächlich in einer Gruppe. Dann kommt vielleicht auch der große Glaskrug mit Bier auf den Tisch und man muss nicht unbekannte Getränke gierig aus der Flasche stürzen;-)
Ein Azit, wer wüsste das nicht (der eine Suchmaschine bedienen kann), ist ein mehr oder minder heimlicher Treffpunkt, um sich mit seinen Kumpels zu treffen.
Nachdem ich freundlich zu zwei Besuchen in der Düsseldorfer Charlottenstraße hereingewunken wurde
kann ich zumindest bestätigen, dass sich in der eher etwas lieblosen, hell beleuchteten Einrichtung kleinere und größere Gruppen trafen, bei denen es sich der Kleidung nach zu urteilen um Kollegen nach der Arbeit handelten. Dazwischen mischten sich Freundinnen und einzelne Paare, fast alle unterhielten sich... mehr lesen
Das Azit | Modern Korean Pub
Das Azit | Modern Korean Pub €-€€€Restaurant021146862687Charlottenstraße 85, 40210 Düsseldorf
3.5 stars -
"Jeder braucht einen Schlupfwinkel zum Danebenbenehmen!" DerBorgfelderEin Azit, wer wüsste das nicht (der eine Suchmaschine bedienen kann), ist ein mehr oder minder heimlicher Treffpunkt, um sich mit seinen Kumpels zu treffen.
Nachdem ich freundlich zu zwei Besuchen in der Düsseldorfer Charlottenstraße hereingewunken wurde
kann ich zumindest bestätigen, dass sich in der eher etwas lieblosen, hell beleuchteten Einrichtung kleinere und größere Gruppen trafen, bei denen es sich der Kleidung nach zu urteilen um Kollegen nach der Arbeit handelten. Dazwischen mischten sich Freundinnen und einzelne Paare, fast alle unterhielten sich
Wenn Sie unsere Webseiten besuchen, kann Ihre Systemsoftware Informationen in Form von Cookies oder anderen Technologien von uns und unseren Partnern abrufen oder speichern, um z.B. die gewünschte Funktion der Website zu gewährleisten.
Datenschutz-Einstellungen
Hier können Sie festlegen, wie wir Ihre Daten verwenden dürfen. Bitte beachten Sie, dass auf Basis Ihrer Einstellungen womöglich nicht mehr alle Funktionen zur Verfügung stehen.
Unbedingt erforderliche Technologien
Um Sicherheit gewährleisten, Missbrauch verhindern und Inhalte und Anzeigen technisch sowie unsere Services wie von Ihnen gewünscht bereitstellen zu können, sind folgende Technologien erforderlich.
Produkte oder Inhalte technisch bereitstellen
z.B. Session für Warenkorb, Favoriten, letzte Bestellungen ...
Google Maps
z.B. Integration von Google Maps Standorten über iFrame- / Javascript Technologie im internen Bereich an erforderlichen Stellen.
Google Anzeigen
z.B. die kostenlose Nutzung unserer Website ist nur mit Google Adsense Werbeanzeigen möglich.
Performance Cookies
Mithilfe dieser Cookies können wir Besuche und Traffic-Quellen zählen, damit wir die Leistung unserer Website messen und verbessern können. Sie geben uns Aufschluss darüber, welche Seiten beliebt und weniger beliebt sind und wie sich Besucher auf der Website bewegen.
Google Analytics
z.B. Erfassung der Seitenaufrufe, Verweildauer usw.
Google Tag Manager
z.B. Erfassen von Events (Warenkorb, Bestellprozess, Aktionen usw.)
Facebook Pixel
z.B. Erfassen von Events (Warenkorb, Bestellprozess, Aktionen usw.)
Multimediale Cookies
Diese Cookies ermöglichen es uns, die Funktionalität und individuelle Gestaltung zu verbessern, beispielsweise von integrierten Videos und virtuellen 360° Rundgängen. Ohne diese Cookies können einige oder alle dieser Funktionen nicht ordnungsgemäß funktionieren.
Youtube Videos
z.B. Integration von Youtube Videos über iFrame Technologie.
Google Maps
z.B. Integration von Google Maps Standorten über iFrame- / Javascript Technologie.
Google Maps 360° Rundgänge
z.B. Integration von Google Maps 360° Rundgängen per Javascript
Marketing Cookies
Diese Cookies ermöglichen es uns, auf die Benutzerinteressen abgestimmte Werbung einzublenden.
Aber auch die „üblichen Verdächtigen“ sind im Angebot, so dass bei leisem J-Pop ein bunt gemischtes Publikum zugegen war. Der vordere Bereich zur Straße war komplett besetzt, aber im hinteren Teil waren noch etliche freie Plätze verfügbar. Wie „beim Japaner“ gewohnt, bot man dem einzelnen Gast einen Platz vor der Sushi-Theke an. Das kann auch ganz interessant sein, aber hier war das gläserne Buffet reichlich mit Tages- und Wochen-Angeboten bepflastert, auf Dauer eine etwas eintönige Aussicht. Meine Frage nach einem Platz am Tisch wurde sofort bejaht, und ich durfte auf einer gepolsterten Bank unter farbenfrohen Manga-Szenen vom Markt in Hokkaido Platz nehmen.
Wie überhaupt der Service tadellos und regelrecht freundlich agierte. Man merkte doch deutlich die japanische Mentalität, den Gast, wenn irgend möglich, absolut zufriedenzustellen. Auch mein Wunsch nach einer in der Karte nicht vorgesehen Auflage für mein nigiri wurde nach einer kurzen Diskussion mit dem Chef erfüllt. Im Gegenteil entschuldigte man sich, dass es etwas dauern würde.
Einziger Nachteil der hinteren Plätze ist eindeutig die Nähe zur Küche, in der die Fritteuse Schwerstarbeit verrichtete. Ob die Entlüftung immer so schwach ist, weiß ich natürlich nicht. An diesem Abend zog durch den Pass und die leider häufig offen stehende Küchentür deutlicher Fettgeruch in den Gastraum. Und eben auch in die Kleidung, so dass ich bei einem Wiederholungsbesuch unbedingt den vorderen Bereich vorziehen würde. Den Punktabzug habe ich bei Sauberkeit vorgenommen, nicht bei Ambiente.
Für einen gewissen Überblick bestellte ich „quer durch den Garten“ in mehreren Durchgängen:
Leicht frittierten Tofu (age-tofu), Tintenfisch mit Gurke (tako-su 7,8€), frittierte Tintenfisch-Tentakel (geso-kara 9,8€)
Sashimi vom Thunfischbauch (chu-toro 19,8€)
Nigiri mit geflämmter Jakobsmuschel, Seeigel, Gelbschwanzmakrele
Als Krönung unagi, den Süßwasseraal, dessen aufwändigster Zubereitung in Japan eigene Restaurants gewidmet sind. Da zum Abschluss natürlich noch süßes Omelett (tamago) wartete, wäre mir ein Hauptgericht zu mächtig gewesen, daher der oben beschriebene Wunsch einer kleinen Kostprobe als Auflage für zwei Reishäppchen.
Mit kleinen Abstrichen haben alle Gerichte überzeugt, teilweise sogar begeistert. Es wurde zügig serviert und wie so oft in dieser Art von Gastronomie waren die Portionen offensichtlich zum Teilen gedacht.
Der Seidentofu, ganz fein mit Tempurateig umhüllt in einem würzigen Dashi serviert, war für meinem Geschmack entweder zu groß oder zu kurz frittiert worden. Jedenfalls war das Innere noch recht kalt. Vielleicht „muss“ das ja auch so und ich habe bislang immer nur armselige Nachahmungen bekommen. Aber egal, mir hätte es besser geschmeckt, wenn es durchgehend heiß gewesen wäre. Dafür kam ich in die Genuss einer kurz gegrillten, milden Chilischote und zweier knackiger Garnelen. Fein geriebener Rettich und etwas Misopaste sind Standard.
Ein klassischer Snack sind gekochte Oktopus-Scheiben mit Gurke.
Frisch und zart, der Beweis, dass die Tentakel nicht zäh sein müssen. In einer milden Vinaigrette bildeten einen schönen Gegenpart zu meiner dritten Vorspeise. Die Tintenfisch-Füßchen kamen heiß und knusprig aus der Fritteuse. Im Gegensatz zum Weichtier-Kollegen allerdings ein wenig hart.
Schade, denn in die Mayo gestippt, war das natürlich wieder mal feines japanisches Bar-Soulfood.
Nach dieser passablen Runde nippte ich brav an meinem alkoholfreien Bier und wähnte mich doch unerwartet in einer Izakaya, der inzwischen auch hierzulande bekannten japanischen Feierabend-Kneipe für den Kollegenkreis.
Der folgende Gang radierte den Gedanken in Sekundenschnelle aus: Der Tuna der katalanischen Edelmanufaktur Balfego (gefangen im Mittelmeer zwischen Mai und Juni, geschlachtet nach der japanischen Ikejime-Methode) hatte den perfekten Fettanteil, vermutlich aus der Mitte des Bauches (chu-toro) und dadurch einen wunderbaren Schmelz. Im Mund entsteht das Gefühl, dass das Fleisch mehr schmilzt, als dass man es kaut. Trotzdem aber Struktur. Noch fettere Stücke aus dem Bauchlappen hatte ich auch schon an anderer Stelle, aber das war mir denn doch zu sehr, wie ein Stück Schmalz zu lutschen. Hier war es himmlisch. Natürlich wurde eine solche Qualität pur genossen, mit einer Winzigkeit Meerrettich und einem Tropfen Sojasauce.
Mit der nächsten Runde wurde es einerseits bodenständiger, aber nicht weniger gut. Bei den nigiri-sushi war zuallererst der Reis zu loben: Körnig, nicht pappig, minimaler Biss und mild gesäuert.
Als Auflage hatte mich entschieden für
Nach dem Meeresaroma von Seeigel kann nicht mehr viel kommen. Außer natürlich unagi, der häufig zur Jahresmitte als Kraftspender für die kalte Jahreszeit genossenen Aal-Spezialität! Das hat absolut nicht mit dem (durchaus leckeren) norddeutschen Räucheraal zu tun und ist niemals, ich wiederhole Niemals! in normalen (deutsch/vietnamesisch/pan-asiatischen) Sushirestaurants zu probieren. Außer man steht auf im schlechtesten Fall gummiartige Bauchlappen und im besten schulterzuckendes „Ja, ganz lecker.“
Bitte nur in japanischen Restaurants, die auf eine hinreichende Gästeschar zurückgreifen können, die den aberwitzig aufwändigen Herstellungsprozess schätzen und auch bezahlen wollen!
Der unagi im Zero Banchi gehörte sicherlich zu den Top 3 meines Lebens: Leicht warm, leicht rauchig, leicht süß, intensives umami - ein Feuerwerk der sich ergänzenden, vollmundigen Geschmäcker. Dabei weich, aber nicht matschig, den Mund auskleidend, aber nicht fettig im herkömmlichen Sinn. Ein Maul voll wonnigem Wohlgeschmack!
Gut, dass danach leckeres tamago, das in der speziellen rechteckigen Pfanne sanft gestockte süße Schicht-Omelett, mein Menü beruhigend beendete.
Japanisches Essen in dieser Vielfalt und handwerklichen Güte wäre ein wirklich starker Grund umzuziehen. Ob nach London oder Keeken am Niederrhein wäre noch zu klären.