"Bürgerliches Restaurant im Hotel"
Geschrieben am 09.09.2019 2019-09-09 | Aktualisiert am 09.09.2019
"unterirdisch trifft es sicher gut....."
Geschrieben am 01.01.2015 2015-01-01
"Das Burg-Café in Alken fiel uns be..."
Geschrieben am 04.09.2014 2014-09-04
Die Bewertungen im Netz waren sehr durchwachsen für das Hotel-Restaurant, aber wir waren froh, überhaupt eine Unterkunft gefunden zu haben. Gegen 17 Uhr standen wir vor dem Gasthaus, die Terrasse mit direktem Blick auf die Mosel, aber dazwischen noch die viel befahrene B49.
Wir traten ein und wurden am Tresen empfangen, man konnte uns gleich zuordnen, die Wanderer ohne Gepäcktransfer, war nicht schwer mit den großen Tourenrucksäcken auf dem Rücken. Zwei Schlüssel bekamen wir mit, wir durften wählen unter den beiden Zimmern. Es wurde nicht das mit Moselblick, siehe Bemerkung B49, sondern das nach hinten auf den Innenhof liegende, was zusätzlich Platz auf einer Dachterrasse bot, auf der wir unsere Wanderklamotten zum lüften auslegen konnten. Das Zimmer war sehr Basic ausgestattet und atmete den Charme des vergangenen Jahrhunderts aus, angesichts des aufgerufenen Preises von 80 EUR war das aber okay für eine Nacht.
Frisch gemacht entschieden wir uns auf der Terrasse des Landhauses unser Abendessen einzunehmen, zumal eine Inaugenscheinnahme der benachbarten Betriebe keine großen Unterschiede zu unserem Gastgeber in der Küchenphilosophie erkennen ließen. Also nahmen wir bei einem Glas Wein die bürgerlich-deftige Speisekarte in Augenschein.
Wer an der Mosel reist, wird es recht schnell merken, der Mehrzahl der Gäste an diesem Fluss gelüstet es nicht nach frisch-filigraner, kreativer, regionaler und saisonaler Küche. Man will viel und günstig, und nur das, was man kennt. Danach richtet auch das Gasthaus Müller seine Karte aus, es gibt Fleisch in allen Darreichungsformen, daneben sehr minimiert Alternativen. Zum Glück hatten wir nach sehr anstrengenden Moselsteigkilometern genug Hunger für diese Art von Küche, und sehr beweglich ist man ja auch nicht zu Fuß. Mit dem Fahrrad unterwegs hätte ich meinen Suchradius nach einer Einkehr sehr viel größer gezogen. So aber waren wir unabgesprochen einig, die einzig akzeptable Vorspeise würde das hier sein.
Forellenfilet, geräuchert im Buchenrauch mit Sahnemeerrettich, Toast und Butter nannte es die im Internet teilweise einsehbare Karte. Selbst von der Küche geräuchert waren die sicherlich nicht, ich hoffe, dass sie wenigstens von einem lokalen Lieferanten stammen. Unter Kreativität versteht die Küche das anordnen von zwecklosen Zweibelringen auf den Filets. Ohne diese Ringe schmeckten die Filets dann auch ganz ordentlich, der offensichtlich nicht selbst zubereitete Meerrettich sprühte nicht gerade von ätherischen Ölen und Schärfe, den ließen wir weg. Das Brot zu den Filets schmeckte mit Butter. Ganz old School gab es zu den Hauptgerichten den Beilagensalat zum selber konfektionieren an der Kühltheke im Gastraum.
Von den lieblos in den Kühlbereich abgestellten Einzelzutaten konnten mich zum zugreifen nur die Komponenten überzeugen, die fast roh im Tresen lagen, rote Beete, sauer eingelegt, ebenso wie der eingelegte Blumenkohl (der war mir bisher noch nie in einer Salattheke untergekommen so) sowie ein Krautsalat, ein paar Croutons drüber, mehr lachte mich da nicht an. Ebenso getrennt die Conviniencekroketten zu den Hauptgerichten.
Dann kamen die eigentlichen Hauptspeisen. Meine Frau war bei Fisch geblieben, es sollte ein Lachsfilet an einer Rieslingsauce sein.
Der Teller kam, und ich konnte die zunehmende Enttäuschung meiner Frau mit ansehen beim Anblick ihres Gerichts. Die Sauce war viel zu schwer für Fisch, sehr dick abgebunden, viel Sahne, kein Wein schmeckbar, der Fisch durchgegart........puh! Setzen, sechs! Schlecht! Ich würde diesen Abend noch was unternehmen müssen, um die Laune meiner Frau wieder anzuheben. Ich hatte mir schon gedacht, dass die Küche nicht überfordert werden darf mit anspruchsvollen Gästewünschen und etwas bestellt, was man nur grob fahrlässig oder vorsätzlich verhunzen kann, nämlich ein Schnitzel (ohne die Erwartung einer frisch geklopften Stückes Fleisch).
Wie sagte es ein gewisser Hannibal aus den USA: ich liebe es wenn ein Plan funktioniert. Das bestellte Schnitzel Budapester Art, mit Paprika, Zwiebeln und Tomaten war so Convienience wie erwartet und damit geschmacklich noch gerade eben erträglich! Sicher nicht frisch zugeschnitten und geklopft war es doch ordentlich paniert und gebraten (ich hatte mich schon gegen Fritteuse gewappnet) und nicht völlig ertränkt von der Eimersauce (danke dafür an den Koch). Somit war mein Hauptgericht nicht ganz so enttäuschend wie das meiner Frau und angesichts des aufgerufenen Preises darf man auch nicht ganz viel mehr erwarten.
Die mehrheitlich aus unserem östlichen Nachbarland stammende Servicebrigade verrichtete ihren Job ohne Hektik und mit direkter Ansprache. Das war zumindest erfrischend in diesem Haus. Also zum Fazit, wir hatten ein annehmbares Zimmer für eine Nacht, dessen PLV sehr viel besser war als das des Abendessens. Das Frühstück am nächsten Morgen war dann auch wirklich viel besser als das Abendessen. Das Haus macht das was die Mehrzahl der Gäste verlangt, sehr günstiges Essen, bei dem nicht so auf die Qualität geschaut wird......Das ganze Haus und sein Konzept bedürften in meinem Augen einer Renovierung.
PS meine Frau bekam ich mit einem Dessert im Weingut Hammes wieder zu guter Laune! Siehe mein dort eingestellte Bild.....