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Das „Jaweds Remise“ im Innenhof an der Wahmstrasse - Stand August 2024.
Interieur - Stand August 2024.
Aus diesen Gründen möchte ich diesem aktuellen Besuch nur eine Kurzbewertung widmen. Während ich bei meinem ersten Aufenthalt hier ja nur eine afghanische Suppe aus der Vorspeisen-Kategorie probiert hatte (und schon dabei überzeugt wurde), wollte ich das Experimentieren in dieser Länderküche nun auch auf ein Hauptgericht erweitern. Was mich dabei am meisten ansprach und welche Vorspeise ich zudem ausprobierte, will ich in diesem Text also kurz erläutern.
Ein paar Wörter zum Service an diesem frühen Donnerstag-Abend dürfen aber natürlich auch bei diesem kleinen Bericht nicht fehlen. So waren es diesmal 2 Männer, darunter der Inhaber, die sich um das Gästewohl im zu ca. 25 % ausgelasteten Lokal, dass bei diesem Wetter natürlich vor allem im bestuhlten Innenhof belegt war, kümmerten. Mir gegenüber gewährten sie nach freundlicher Begrüßung sogleich eine Auswahl an freien Tischen im angenehm klimatisierten Gastraum bei entspannender afghanischer Zupfinstrumente-Musik, obwohl ich nicht reserviert hatte.
Stets war der Chef auch während der gesamten Zeit aufmerksam und den Gästen zugewandt. Ich wurde nicht nur nach meiner Zufriedenheit gefragt, sondern auch ob mit dem Hauptgang nach der Vorspeise fortgefahren werden kann. Auch ein lockeres, interessantes Gespräch zu den Merkmalen der afghanischen Kulinarik war da bei der Verabschiedung noch drin.
An der Servicequalität hat sich im Vergleich zu meiner ersten Einkehr auch nach dieser langen Zeit zum Glück somit nichts negativ geändert.
Während wie gesagt das Besondere im "Jawed's" die afghanische Kulinarik ist, zog es mich bei meiner Vorspeise doch zu einem mediterranen Ausreißer der Speisekarte. Zu lang ist es doch einfach her, seit ich die Edel-Version des italienischen Mozzarella im ganzen verköstigt habe, weshalb ich den frühen Abend also mit "Burrata mit Datteltomatenragout und geröstetem Brot" für 12,9 € beginnen wollte.
"Burrata mit Datteltomatenragout, dazu geröstetes Brot".
Über einem Bett aus Rucola und weiteren Blattsalaten wurde der Burrata in gleicher Verteilung als Teppich verteilt und mit dem Tomatenragout gekrönt. Das Brot entpuppte sich als rechteckige Scheibe eines mit Sesam bestreuten Fladenbrotes. Dieses zeigte klare Röststellen, war auch leicht kross und keineswegs trocken, hätte aber noch warm sein dürfen.
Nichts auszusetzen gab es hingegen an der Qualität des Burrata, der eben jene cremig-sahnige Wonne versprühte, die ich mir erhoffte.
Während die noch frischen Salatblätter roh belassen eine leichte Bitterkeit besaßen, ergab sich somit eine tolle Balance zur fruchtigen Süße der aromatischen Tomaten, die durch die Fettigkeit des wunderbaren Käses verstärkt wurde.
Die Vorspeise konnte somit in ihrer Abstimmung voll überzeugen um war damit ein gelungener Start.
Zur Hauptsache sollte es dann wie gesagt natürlich wieder eine afghanische Speise sein, wobei ich mich von den vielen verlockenden "Qorme"-Gerichten für das "Qorme Goshte Gosfand" entschied, bei dem ein Lammragout mit saisonalem Gemüse, Rhabarber und Walnüssen eine für mich spannend klingende Kombination erfuhr. Dazu hat man die Wahl aus drei Reis-Zubereitungen als Beilage, von denen ich mich für die Kombination mit Möhren und Rosinen, „Qabeli Palau“ genannt, entschied. Preislich schlug dieses Hauptgericht mit 20,5 € zu Buche.
Zwei Schalen erreichten somit nach meiner vom Service erfragten Wartezeit zur Vorspeise meinen Tisch. Sie befanden sich dabei auf einem länglichen Teller, in dem beide Komponenten dann also nach Belieben kombiniert werden konnten.
„Qorme Goshte Gosfand: Lammragout mit Gemüse der Saison, Rhabarber und Walnüssen".
In der einen erfreute das noch heiß dampfende Ragout bereits die Nase mit Herzhaftigkeit und Würze. Letztere aber durchaus zurückhaltend und komplett ohne Schärfe im Gegensatz zur z.B. indischen Küche, was mir schon bei meinem ersten Besuch mit der afghanischen Suppe aufgefallen war.
Das Lammfleisch war nicht nur herrlich zart, sondern dabei auch so saftig, wie man es sich von geschmortem Fleisch wünscht.
Neben den angekündigten Walnüssen für etwas nussigen „Crunch“ und dem Rhabarber, stellten noch Spinat, Tomate und Dörrpflaume das weitere Gemüse im Ragout dar.
All das spielte wieder sehr gut zusammen und erwärmte Gaumen und Bauch, ohne sie, wie bereits geschrieben, durch übermäßige Würze zu überhitzen. Mir gefiel, dass dadurch der natürliche herzhafte Geschmack die Hauptsache spielt. Einzig vom Rhabarber hätte ich mir noch eine mehr spürbare Fruchtsäure als weiteren Mitspieler im Gesamtaroma gewünscht.
„Qabeli Palau“: Reis mit Möhren und Rosinen als Beilage.
Das hätte dann nämlich noch perfekter zum Reis in der zweiten Schale gepasst, den, wie angekündigt, marinierte Streifen von der Möhre und eingelegte Rosinen zierten. Er war locker körnig und lauwarm belassen, was sich gut mit der Hitze des Ragouts vertrug. Ebenso passte auch die, bei den Zutaten erwartete, Süsse dieser Zubereitung super zum, ich komme einfach nicht drumherum, Umami des Ragout.
Nach der Vorspeise war also auch dieses Hauptgericht jeden Cent wert und ein abwechslungsreicher Genuss von der in Deutschland üblichen Gastronomie.
Sowohl im Kerngebiet der afghanischen Cuisine als auch meinem mediterranen Ausfallschritt zur Vorspeise zeigte mir das Team in der Küche also auch drei Jahre nach meinem ersten Besuch, dass sie sowohl auf, dem Preis entsprechende, Qualität, als auch Ausgewogenheit des Geschmacks achten wollen und auch können.
Auch an Service und Atmosphäre lässt sich nach wie vor nichts negatives betonen. Beides trägt immer noch zu einer gastlichen Atmosphäre bei.
"Jawed's Remise" bleibt für mich somit nach wie vor eine Top-Empfehlung für die Lübecker Innenstadt, nicht nur wegen der Möglichkeit, hier eine recht selten anzutreffende Küche der Welt verkosten zu können, sondern weil auch die Qualität der Speisen überzeugt und dem Preis entspricht, sowie das weitere Gesamtpaket mit Service und Ambiente stimmig ist.