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Pünktlich um 17:30 Uhr kamen wir in Dudweiler in der Nähe der "Trattoria Nacarato" an; leider ist die dortige Parkplatzsituation allenfalls suboptimal, und so stand für uns erst mal ein Fussmarsch über knapp 200m an, für die derzeit stark gehbehinderte Jubilarin nicht gerade das reine Zuckerschlecken. Vor Ort wurden wir freundlich empfangen. Dabei fiel mir auf, dass die Trattoria wohl einen neuen Betreiber hat; der Wirt und die beiden Servicekräfte waren mir völlig unbekannt. Der ältere Kellner, ein richtiger Italo-Scherzbold, führte uns in einen hinteren Raum, eine Art Bonsai-Biergarten mit Zelt darüber, von dessen Existenz zumindest ich keine Ahnung gehabt hatte. Sehr gemütlich mit Lichterketten und Efeugirlanden an den Wänden. Nur die Sitzmöbel waren für die unerwartet lange Verweilzeit, die uns bevorstand und von der wir noch nichts ahnten, nicht sonderlich geeignet. Und leider wurden wir auch von einem Rudel kleiner Fruchtfliegen ab und an behelligt. In diesem Raum waren wir zunächst die ersten Gäste, blieben aber nicht allzu lange alleine. Zunächst tauchte eine Gruppe von acht Personen, sechs Damen und zwei Herren, auf; anscheinend hatte man bereits etwas vorgeglüht, speziell die Damen waren bestens gelaunt und deshalb auch nicht gerade leise. Meine Oma hätte es wie folgt kommentiert: "Die sechs Weiwer hawwe gekrische wie die Jochgeier." Nach und nach wurden auch die letzten beiden Tische besetzt, auch im eigentlichen Gastraum war kein einziger Tisch mehr frei; für einen ganz normalen Abend mitten in der Woche eher ungewöhnlich.
Der spaßvogelnde Kellner hatte uns anfangs recht zügig, was sich aber im weiteren Verlauf stark ändern sollte, die Karten und schleppte anschliessend ein Gestell mit einer Schiefertafel, auf der die Tagesempfehlungen aufgeführt waren, herbei. Bei seinem nächsten Auftritt nahm er dann unsere Bestellungen auf. Getrunken wurde Paulaner Weißbier (0,5l EUR 3,80), Rotwein Salice Salentino (0,2l EUR 7,00), Mineralwasser alwa life classic (EUR 4,50), Limoncellp Spritz (EUR 5,50), Gründels Fresh (EUR 2,50) und Vitamalz (EUR 2,50).
Bei den Essensbestellungen hielte sich die Empfehlungen der Schiefertafel und Gerichte aus der Normalkarte in etwa die Wage. Als Vorspeisen wurden "Antipasto alla casa gross" (EUR 19,50) geordert. Hauptgerichtsbestellungen waren "Tagliolini Scampi mit Rucola aglio - olio" (EUR 15,90), wobei die Scampi., man ahnt es schon, natürlich keine Scampi sondern stinknormale Garnelen mittlerer Grösse waren. Und die Tagliolini waren keine Tagliolini sondern Spaghetti. Bestellt wurde desweiteren "Tagliolini in Pfifferling-Rahmsosse" (EUR 16,50). Auch hier waren, wie sich herausstellte, die "Tagliolini" Spaghetti. "Medaglioni di Maiale al Calvados con Tagliolini" (EUR 18,50), "Spaghetti mit Pfifferlingen" (EUR 16,50), "Ravioli mit Pfifferlingen" (EUR 16,50), "Italienischer Salat klein" (EUR 7,00) und "Pizza Margerita 30cm" (EUR 8,50) rundeten die Bestellungen ab.
War die Wartezeit auf die Vorspeisen noch normal, konnte man die anschliessende Wartezeit auf die Hauptspeisen nur mit dem Begriff "indiskutabel" beschreiben. Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen durften bzw. mussten wir dabei mit ansehen, dass an den Tischen der anderen Gäste, die zwischen 20 und 30 Minuten nach uns gekommen waren und deshalb auch entsprechend nach uns bestellt hatten, durchaus Speisen, auch Hauptgerichte, aufgetragen wurden. Was war da los ? Üblich ist , dass die Küche die Gerichte in der zeitlichen Reihenfolge zubereitet so wie die Bestellungen vom Service hereingegeben werden; in der "Trattoria Naccarato" ticken die Uhren offenbar anders, vor allem wenn die Bude voll ist. Als wir schon sprich nach über einer Stunde dachten, unser Leiden hätte ein Ende, täuschten wir uns, Der Wirt brachte einen Teller mit dem von meiner Frau bestellten Gericht und stellte ihn vor sie auf den Tisch. Doch noch bevor sie mit ihrer Gabel zu Werke gehen konnte, schnappte er ihr den Teller wieder weg mit der Bemerkung "falscher Teller am falschen Tisch". Da wäre mir doch fast der Draht aus der Mütze gesprungen; nur meiner guten Erziehung ist es letztlich zu verdanken, dass ich nicht aufgestanden bin und ihn mir gegriffen hätte. Erst den Teller und dann den Wirt, in genau dieser Reihenfolge -:((( So blieb es bei der Frage, wann denn nun die richtigen Teller, nämlich unsere, an den richtigen Tisch, nämlich auch unseren, kämen. Die Antwort "gleich" hätte um den Titel "Witz des Abends" mit guten Chancen auf den Sieg konkurrieren können.
Irgendwann war es dann aber, kaum zu glauben und Trommelwirbel plus Tusch, doch soweit; unsere Gerichte standen vor uns! Fünf der sechs Gäste hatten bei ihrer Wahl eine glückliche Hand bewiesen und lobten ihre Speisen, auch wenn im ein und anderen Fall die Pasta vertauscht worden, in bewegenden Worten. Nur ein Gast konnte nicht so richtig in den Jubelchor mit einstimmen; dieser Gast war ich. Nicht nur, dass meine Beilage Tagliolini vergessen worden war, von mir angemahnt werden musste, und mit Verspätung nachgeliefert wurde. Nein, die annoncierte Calvadossauce schmeckte nicht die Bohne nach Calvados. Und die Medaglioni di maiale waren so was von zäh; entweder war die eingekaufte Fleischqualität gelinde gesagt grottenschlecht oder die Stücke waren einfach zu lange gegart worden, was nicht passieren sollte.In Anbetracht meines Gerichts würde ich für den Bereich "Essen" nicht mehr als zwei Sterne vergeben; da die fünf anderen Gäste der Runde mit ihren Gerichten mehr als nur zufrieden waren, erhöhe ich auf dreieinhalb Sterne. Dafür bekommt der "Service" wege der unzumutbaren Wartezeiten nur sehr wohlwollende zwei. Diese Wartezeiten waren auch der Grund dafür, dass wir von Dessert-Bestellungen abgesehe haben; wir hatten vom Warten einfach die Schnauze voll. Als Dessert-Ersatz habe ich mernem Schatz zuhause ein Schüsselchen mit Walnußeis und einem Schuss Whisky darüber gemacht und mir eine Flasche Mooser Liesl Helles (5.3%) vom Arcobräu Moos gegönnt.
Fazit: Ganz klar, dass das Wartezeit-Debakel sich auf die Wertung "Gesamteindruck" auswirkt! Obwohl es Grappa bzw. Marsala aufs Haus gegeben hat.