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Was mich allein an bisherigen Besuchen gehindert hat, waren unzuverlässige Öffnungszeiten. Bei derzeit bestem Wetter hat die Location an sechs Tagen in der Woche - und das elf bis zwölf Stunden täglich - geöffnet (montags Ruhetag). Was bei Schlechtwetter oder ausserhalb der Sommerzeit passiert, verrät die Homepage nicht. Doch nutzen wir die Gunst der Stunde! Als Gegenpol zum legendären Horber Biergarten „Rauschbart“ auf luftigen Höhen kümmert sich der Wirt Michael Singer nun auch noch ganz geerdet um das neckarnahe Rauschen. Zwei Wellblech-Container sind der Mittelpunkt des „Neckarrauschens“, davor etliche Reihen von Bierbänken und -tischen, verschiedenen Sitzgelegenheiten, Sonnenschirmen und Schatten spendenden Bäumen. Es herrscht Selbstbedienung. Das Speisenangebot ist mainstreamtauglich und auch für Vegetarier goutierbar. Das alles zu vernünftigen Preisen. Beginnend mit einer Portion Fritten für 4,80 Euro, über verschiedene, auch vegetarische (!) Currywurst-Variationen (ab 5,40 Euro) und den obligatorischen Flammkuchen ( 11,90 Euro) bis hin zum halben Hähnchen (9,80 Euro, mit Brot), einem Geflügelsalat Hawaii (es leben die Seventies) oder einem überraschend günstigen Bierbraten mit hausgemachten Semmelknödeln (12,90 Euro). Dazu kommen diverse Tagesgerichte. Ob Meeresfrüchte bei über 30 Grad so der Hit sind, ist allerdings fraglich. Und huch: wo wird dies eigentlich alles zubereitet?
Da ich noch ein Vesper im Rucksack mit mir herumtrage, bleibt es heute erst mal bei einem Weissweinschorle (4,00 Euro). Auf meine Nachfrage hin wird mir gerne der zugrunde liegende Wein gezeigt: ein Riesling von Schloss Affaltrach, aus der Gegend von Heilbronn. Sehr solide, dazu grosszügig eingegossen – nur etwas gekühlter hätte ich ihn mir gewünscht. Und, oh Wunder: hier setzt man auf Vertrauen. Ein Pfand wird nicht erhoben. Gläser, Bestecke und Gedecke darf man selbst wieder zurücktragen. Allen, die sich dabei ungeschickt anstellen, wird freundlich geholfen. Überhaupt herrscht hier eine herrlich entspannte Stimmung. Danke an das multikulturell besetzte Serviceteam – das erlebt man nicht mehr oft!
Doch plötzlich bin ich mir unsicher, ob hier an schwäbischen Neckargestaden auch das bayrische Biergartenprinzip gilt, nach dem man sein eigenes Vesper verzehren darf? Sicherheitshalber nehme ich etwas Abstand und flaniere ich Richtung Fluss. Haben hier nicht einmal Liegestühle gestanden? Jetzt findet man dort einige aus Holzpaletten zusammengezimmerte Loungemöbel, allerdings nicht sehr gut in Schuss und auch nicht gerade sauber. Gehören wahrscheinlich nicht mehr offiziell zum Biergarten. Doch wieso soll man nicht auch das Biergarten-Umfeld nutzen, die Relikte aus Landesgartenschauzeiten? Nur wenige Schritte entfernt findet man einen britischen Garten inklusive Telefonzelle mit Büchertauschangebot. Und einen Antoni-Gaudi-Park-Güell-Verschnitt mit Mosaik-Skulptur. Und ein beeindruckendes Wasserkraftwerk. Auch Kinder sind hier willkommen und sind sichtlich begeistert.
Nur die Toiletten habe ich nicht gefunden. An der hinteren Häuserzeile ist zwar eine Schwerbehindertentoilette ausgewiesen, doch ich vermute, dass es dafür eines besonderen Schlüssels bedarf. Egal. Mein Zug fährt in einer Viertelstunde, so dass ich mich rechtzeitig auf den Weg mache. Bei nächster Gelegenheit komme ich auf jeden Fall wieder. Vor allem am frühen Abend ist die Location ein Genuss!